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Diese Broschüre erschien erstmalig im September 1989 als Publikation der "Bonner Initiative Gemeinsam gegen Neofaschismus".
Die Autoren waren Ursel Döhmann und Andres Garcia für den ersten Teil über Claus Leggewie und Peter Kratz für den zweiten Teil über Wilhelm Heitmeyer.

  

Streitschrift:
Gegen Leggewiesierung
und Heitmeyerei
im Antifaschismus
 

Credo der Post-Antifaschisten

Bloß keine neue linke Massenbewegung mit dem Antifaschismus entstehen lassen - mit der Friedensbewegung hatten wir doch schon genug Schwierigkeiten!
Deshalb den Antifaschismus als die eigentliche Ursache des Neofaschismus hinstellen!
Bloß keine Diskussion über Wurzeln und Inhalte des Faschismus führen - das könnte linkes gesellschaftsveränderndes Bewußtsein freisetzen, das wir doch so schön ungefährlich in die Bundestagsparteien integriert hatten!
Wenn es denn schon BürgerInnen geben muß, die meinen, aktiv den Neofaschismus bekämpfen zu müssen, dann sollen sie Zeltlager für Jugendliche organisieren!
Mit Psychologie haben wir noch jede linke Bewegung klein gekriegt!

Vorwort: Gegen den Integrations-Antifaschismus

Die öffentliche Diskussion über den erstarkten Neofaschismus wird beherrscht von einigen wenigen Personen, die als "Fachleute" gehandelt werden. Immer wieder werden auch der Politologe Claus Leggewie und der Sozialwissenschaftler Wilhelm Heitmeyer ums Wort gebeten.
Warum diese beiden?

Weil sie auf Integration der Neofaschisten in den bundesdeutschen Staat aus sind statt auf Veränderung dieses Staates hin zur antifaschistischen Verpflichtung des Grundgesetzes. Weil ihr eigenes Konzept gegen rechts, sozialpädagogische Jugend-(!)Arbeit nämlich, so schön unpolitisch ist und einem Interessenten am Faschismus bestimmt nicht weh tut: dem Kapital. (Dem kommt bei seiner Weltmark-Offensive "Europa gegen USA, Japan und die industriellen Schwellenländer" der Euro-Nationalismus der neofaschistischen Ideologen gerade recht: "Europäische Identität" gegen "Amerikanisierung" und "asiatische Überfremdung".) Weil sie sich dagegen wenden, die Neonazis auszugrenzen. Weil sie aber sehr wohl die Antifaschisten ausgrenzen wollen. Weil sie die REPs als quasi natürlichen Ausgleich für die Grünen ansehen.

Da können auch Schönhuber, Waigel und Kohl zustimmen.

Wir nicht!
Wir haben uns diese "Wissenschaftler" und ihren "Antifaschismus" (allein dieses Wort würde sie schon umbringen!) mal näher angesehen und gefunden:

Leggewiesierung heißt:

'Alles halb so schlimm! 10 % für den Neofaschismus ist was ganz Normales in Europa. Ohne die REPs wären die Deutschen im Vergleich zu ihren Nachbarn doch unnormal. Antifaschismus ist überflüssig, wenn nicht sogar schädlich, denn Links schaukelt Rechts nur hoch.'

Heitmeyerei heißt:

'Weil es so viele Ehescheidungen gibt und die Kleinfamilie zerfällt, sind die Jugendlichen so allein und haben Angst. (Im Dunkeln?) Deshalb werden die Neonazis immer stärker. (Weil sie Lagerfeuer anmachen?) Die Linke muß deshalb selbst Zeltlager veranstalten, um den Neofaschismus zu bekämpfen. Demonstrationen sind nur schädlich, denn sie machen den armen Neonazis nur noch mehr Angst. Das haben wir an der Uni Bielefeld alles wissenschaftlich erforscht, auch wenn unsere Forschungsmethoden so falsch waren, daß jede/r StudentIn damit durchs Examen fallen würde; aber irgendwie wird's wohl schon stimmen.'

Antifaschismus heißt:

Die Nutznießer des Faschismus sehen. Sehen, daß Sozialabbau durch REPs in den Parlamenten erleichtert wird. Sehen, wer bei Sozialabbau Geld einspart und wer welches zusätzlich haben und ausgeben müßte, es aber nicht hat. Sehen, daß der europaweite Neofaschismus termingerecht zu einer Zeit wieder obenauf ist, wo die Europäische Gemeinschaft (eine reine Unternehmer-Gemeinschaft ohne Sozial-Charta und ohne demokratische Kontrolle) auf dem Weltmarkt ökonomisch aggressiv auftritt. Sehen, daß neofaschistische Ideen wie die "nationale Identität", die an die Stelle des alten Rassismus getreten ist, bis weit in die Bundestagsparteien vorgedrungen sind. Sehen, daß die Linke bekämpft und zersplittert wird, die Gewerkschaften entmachtet werden, damit bei der Masse der Bevölkerung leichter abgesahnt werden kann; damit in Europa immer weniger Menschen bereitstehen, in Solidarität gegen die fortschreitende Ausbeutung und Verarmung der "Dritten Welt" anzugehen. Sehen, daß die Minderheitengruppen, die der Freiheit für ihr Leben und Handeln, der Gleichheit gegen Diskriminierung und des Schutzes der Solidarität bedürfen, bereits jetzt in den laufenden Wahlkämpfen schon wieder zu den ersten Opfern der Hetze und der Gewalt der Neofaschisten geworden sind: politische Aktivisten aus linken Parteien und Gewerkschaften, im Ausland politisch Verfolgte, Schwule und Lesben, an den Klippen dieser Gesellschaft sozial Gestrandete, ausländische NachbarInnen. Begreifen, daß die Feinde von "Freiheit, Gleichheit, Solidarität" nicht toleriert werden dürfen, daß Unfreiheit nicht in Freiheit, Ungleichheit nicht in Gleichheit, das "Recht des Stärkeren" nicht in Solidarität integriert werden können. Begreifen, daß die demokratischen Grundpositionen verteidigt werden müssen gegen die neurechte Erosion.

Antifaschismus heißt:

Die Gesellschaft politisch so verändern, daß ein selbstbestimmtes Leben der Individuen möglich wird, frei von den rassistischen, biologistischen, völkischen, feudalistischen, ökonomischen, patriarchalen Skalvenketten.
 
Leggewie denn nu?
Leggelinks oder Leggerechts?

Autor/innen: Ursel Döhmann, Andres Garcia           ...zurück zum Anfang

"Die Republikaner - Phantombild der neuen Rechten" verkündet der Titel eines kürzlich im Rotbuch Verlag erschienenen Taschenbuches von Claus Leggewie, Professor für Politikwissenschaften an der Universität Göttingen. Hierin finden sich ein soziologischer und ein parteientheoretischer Themenschwerpunkt. Ergänzt werden sie durch eine Reihe unkommentierter Impressionen aus dem REP-Alltag. Die REPs sind für ihn keine Braunen, sondern "Die Blauen". Politik als Farbenspiel. Der im konservativen Bonner Generalanzeiger gelobpreiste "Kenner des deutschen Konservativismus und der Neuen Rechten" (14.7.89, S. 13) Leggewie versucht die neueste politische Entwicklung dieses Lagers nachzuzeichnen.

Das "Phantom-Bild" ist Leggewie gelungen, denn das Objekt der Untersuchung bleibt phantomhaft, seltsam unwirklich. Die saloppe Sprache und die collagenhafte Aufmachung durch Interviews und Reoportagen anderer Autoren sind hier Ausdruck der oberflächlichen Behandlung des Problemfeldes. Während die realen REPs Prozentpunkte sammeln, schickt der Professor mit der postmodernen Wissenschaftssprache die Antifaschisten auf die Jagd nach dem Phantom, das seinem REP-Bild entsprechen möge.

Als Pflichtübung erscheint der durch Heitmeyer geprägte soziologische Teil, der bei Leggewie 3,5 von 144 Seiten einnimmt. Die einzige aus diesem Teil abgeleitete gewagte "Hypothese" (wo soziale Bindungslosigkeit besteht, ist "Rechtsextremismus" normal), wird im Buch weder vertieft noch später wieder aufgegriffen, entwickelt oder gar begründet. Außerdem fehlt bei ihm die von Heitmeyer immerhin noch erwähnte, wenn auch nicht in den Gegenstrategien gegen rechts verarbeitete Beziehung zwischen Ökonomie und sozialen Folgeerscheinungen. Beiden Autoren ist gemeinsam, daß sie immer nur wie hypnotisiert auf die Wählerschar des neofaschistischen Angebots starren und dabei den Blick auf die Täter, den organisierten Neofaschismus selbst, verlieren. Beiden ist gemeinsam, die historische Tatsache des Kapitalinteresses am Faschismus von vorne herein aus ihren Überlegungen herauszuhalten. Wissenschaft durch den Blaufilter.

Das Negieren von wichtigen Zusammenhängen zieht sich wie ein "blauer" Faden durch dieses Buch. Hierdurch raubt Leggewie politisch eindeutigen Kategorien wie "links" oder "rechts" ihre Bedeutung und ordnet sie stattdessen wie bunte Glasperlen auf ein lineares Kontinuum ohne viel politischen Gehalt an. Durch Leggewies Glasperlenspiel wird die bundesrepublikanische Landschaft zwar für niemanden übersichtlicher, aber sie schillert jetzt viel schöner.

Das Buch weist eine äußerst verschwommene Begrifflichkeit auf. "Rechtsextremismus" wird den LeserInnen als ein "normales soziokulturelles Phänomen" (S. 19) präsentiert, dann aber wieder als ein "Beleg kollektiver Sozial-Pathologie" (S. 19), als eine "vierte Spaltungslinie" (S. 28); es sind "Kräfte" bzw. Neugründungen "am rechten Rand" (S. 46 und 54), es ist die "autonome Rechte" (S. 47) oder "Fleisch vom Fleische" der "großen Volkspartei der Mitte" (S. 55). Leggewies Überlegungen sind gekennzeichnet durch seine Unfähigkeit, Konservatismus und Neofaschismus qualitativ kennzeichnen zu können. Bei diesem schillernden Phantombild verwundert es also nicht - verwirrt aber um so mehr - wenn die REPs als "Ultrarechte", "Neue Rechte", "postfaschistisch", "die Ausländerfeinde", "moderne Form nationalistischer Reaktion" (alle S. 10), als "die Blauen" (S.11), "die Rechtspartei" (S. 18), als "rechtskonservativ" (S. 60), "der rechte Rand" (S. 66) und dann wieder als "Anarchisten von rechts" (S. 104) bezeichnet werden. Postmodern: der Wissenschaftler kommt ohne klare Begrifflichkeit aus sondern greift in alle Töpfe. Hauptsache das Buch kommt marktgerecht getimet raus. Beliebigkeit statt Wissenschaft.

Die verschwommene Begrifflichkeit bzw. der fehlende Politikbegriff des Politologen führt zwangsläufig zu falschen Einschätzungen, Verharmlosungen und Widersprüchen. Auf S. 19 sind die REPs noch ein "normales soziokulturelles Phänomen" der bundesdeutschen Zustände. Auf S. 54 gelten sie hingegen prospektiv als eine erst mögliche "'Normalisierung' der politischen Verhältnisse Westdeutschlands (!) auf ein 'europäisches Maß'"; die bundesdeutsche Parteienlandschaft ohne Neofaschisten wäre also europäisch unnormal. Daraus folgt Leggewies Einschätzung, der Antifaschismus sei überflüssig, denn er stemmt sich ja wie irre gegen die Normalität. Die "Pathologie" von S. 19 wäre umgedreht: verrückt sind jetzt die Antifaschisten.

Für Leggewie steht die CDU, der er zwei ausführliche Kapitel widmet, nicht "rechts" - obwohl er sie dennoch manchmal so bezeichnet! - sondern in der "Mitte". Faschisten sind dann "Rechte" und keine Faschisten. Weil es also keine Neofaschisten gibt, gibt es "Postfaschisten".

Die Linke ist am Faschismus schuld

Leggewie hat ein wirklichkeits- und wissenschaftsfremdes, mechanistisches Politikverständnis: es komme stets nach einer "Linksverschiebung" der "Mitte" "per Symmetrieeffekt auf der anderen Seite zu einer neuen Verwerfung" bzw. "Ausfransung oder Abspaltung am rechten Rand" (S. 28). Die Existenz der Linken erscheint dabei als quasi naturwissenschaftliche Ursache dafür, daß "am rechten Rand Kräfte freigesetzt" werden (S. 46) - eine geniale "staatstragende" Idee.

Leggewie verharmlost den Neofaschismus, indem er seine politische Funktion verschweigt bzw. sogar verschleiert. Das zeigt sich an Formulierungen wie: "Schönhuber propagiert vielmehr einen deutschen und europäischen Faschismus ohne Hitler, minus Auschwitz und Weltkrieg" (S. 95) oder: "Die heutige Rechte ist (in ihrem Programm) nicht mehr antidemokratisch, sondern fordert zeitkonform mehr Demokratie" (S. 100). Faschismus - eine neue Demokratievariante?

Die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus bedeutet für Leggewie nicht den Einbruch antidemokratischer Elemente, die sich legalistisch tarnen, wie Ende der 20er/Anfang der 30er Jahre, sondern lediglich eine "Zäsur" im "westdeutschen Parteiensystem". Für Antifaschisten besteht die "Zäsur" allerdings darin, daß sich wieder einmal WählerInnen massenhaft und ohne Skrupel neofaschistischen Parteien zuwenden konnten, die vorher legalisiert und zugelassen worden waren.

Leggewie reduziert die neofaschistische Gefahr auf ein parteientaktisches Problem von bunten Kugeln und Waagschalen. Es geht nur noch darum, ob die REPs oder Teile der CDU faschistische Politik betreiben. Die Frage, ob überhaupt faschistische Politik betrieben werden kann/darf, stellt sich ihm also nicht. "Besser ein Vier- oder Fünf-Parteien-System mit einer 'demokratisch legitimierten' authentischen Rechtspartei als eine Mehrheitspartei, die vor lauter Integration deren rechte Politik betreibt" (S. 134). "Demokratisch legitimiert"? Inzwischen fordern die REPs nicht mehr versteckt, sondern offen die Abschaffung der Pressefreiheit und der Gewerkschaftsrechte.

Schließlich sieht Leggewie sich noch als Sachwalter der Konservativen: er zerbricht sich den Kopf darüber, welche Strategie für CDU/CSU und/oder REPs nötig ist, um weiterhin WählerInnenstimmen einheimsen zu können. Leggewie rät der CDU beispielsweise: "Zunächst muß der Kanzler mit mehr als einem neuen 'Wallmannm-Effekt' seinen Haut retten, sich als dezisionsfester Lenker der Staatsgeschäfte zurückmelden und seinen demoskopischen Rekordmalus abbauen. Eine Kabinettsumbildung...reicht dazu nicht" (S. 148).

Interessiert das eigentlich die Linke?
Ist das eigentlich ein "Rotbuch"?
Leggewie denn nu? Referent bei den Jusos oder Ratgeber für den Post-Geißler?
Oder postmodern: von jedem etwas!

Überhaupt: Die Kommunikation mit der linken Antifa scheint erheblich gestört zu sein, denn Leggewie zählt sich sicher nicht zum "versteinerten 'Antifaschismus'", wandert nicht mit dem "autonomen Wanderzirkus", will nicht "vorm Ausland die verlorene Ehre der Nation retten" oder sich "der in- und ausländischen Presse als das 'andere Deutschland' anbieten", wie er die Linke runterputzt. Nein, er ist Post-Antifaschist. Und dazu gehört, daß auch er mit Blick auf die REP-Wählerschichten (wie Heitmeyer) über die "Schattenseiten der allseitigen Individualisierung 'postindustrieller Gesellschaften'" spekuliert (S. 19), in der die ach so emanzipatorische Kleinfamilie angeblich zerfällt und deshalb alternative Bindungen in Nation, Volk und Rasse gesucht würden.

Leggewies frauenfeindliche Konsequenzen

An dieser Argumentationslinie läßt sich aus feministischer Sicht ganz gut nachvollziehen, ob sie in eine konservative oder emanzipatorische Richtung weist. Der Heitmeyer/Leggewie-Hypothese von den "Schattenseiten der allseitigen Individualisierung", dem angeblich neuen Phänomen des Zerfalls familialer, beruflicher, nachbarschaftlicher, klassenpolitischer usw. Beziehungen, in deren Folge eine Hinwendung zu neofaschistischen Ersatz-Geborgenheiten eintrete, folgt im Buch als Beleg oder Veranschaulichung ein unkommentiertes Interview mit Dirk, 19 Jahre alt, REP-Wähler, das sich kaum anders als eine Parodie auf diese Hypothese liest:

Nicht genug damit, daß Dirk im Haus seiner Eltern lebt, seine familialen Bindungen werden auch durch seine Freundin und ein Kind von 9 Tagen komplettiert. Er lebt also in einer 3-Generationen-Bindung, und zwar, weil er dadurch eben alles haben kann: "seine" Frau, "sein" Kind, Verpflegung, sauber geputzte Wohnung und darüber hinaus: "Daß ick mich da eben auch mal in Ruhe in mein Zimmer setzen kann und Musik hören kann, ohne daß meine Frau und mein Kind immer in unmittelbarer Nähe sind, wa" (S. 22). Dirk entpuppt sich als Musterfall eines egozentrischen Patriarchen auf der Sonnenseite der familialen Bindungen - als lebte er vor 50 Jahren, im historischen Faschismus. Und weil er nun mal kein Einzelexemplar dieser Spezies ist, sieht er sein Eigentum, seine "Kleene", von all den anderen Mackern bedroht. Da dreht er durch, da wählt er REPs: "... daß se immer meiner Freundin hinterherkucken, ihr immer an den Hintern fassen oder sonst wat. ... Ja, das iss schon öfter passiert. Aber ick meine, das iss ooch bei Deutschen passiert, aber eben weniger als, sagen wir mal, bei Türken . Aber einem Deutschen hau ick dafür eben ooch aufs Maul, wenn er meine Kleene da irgendwie anfaßt oder sonst irgendwat. Da haben die die Finger von zu lassen, und da bin ick eben ooch n'bißchen konsequent, wa!" (S. 23).

Hier paßt eigentlich alles: Konsequent ist Dirks Sympathie für eine Partei, die die Befreiung der Männersphären von lästiger Frauenkonkurrenz verspricht, die ihm das zu sein erlaubt, was er ist: ein Macker. Wie vor 50 Jahren, als es nach 6jähriger faschistischer Vorbereitung endlich rausging in die Welt, um männliche Tugenden zu beweisen, zum Stehlen, Morden, Vergewaltigen. Ohne "Individualisierungsschübe".

Logisch ist aus dieser Sicht überhaupt der hohe Anteil männlicher REP-Wähler. Und typisch ist die verdrehte Argumentation des Politikwissenschaftlers, der diesen patriarchalischen Unterdrücker zum Opfer einer "Individualisierung" stilisiert, die diesem seine Orientierung nehme. Kein Wort verliert Leggewie über die Unterdrückte dieses Gefüges "sozialer Bindungen", die "Kleene" nämlich, von deren Befreiungsversuchen es - trotz Leggewie - schließlich abhängen wird, ob irgendwann einmal, dann aber berechtigt, von den Sonnen- statt Schattenseiten der Individualisierung zu sprechen sein wird.

Denn es verhält sich wohl eher umgekeht: Der nicht gewagte Schritt hinaus aus den traditionellen, hierarchisch-patriarchalischen Familienwelten und Milieus (Schützenvereine etc.) führt geradewegs in die Fänge solcher Parteien, die einen Bremsklotz vor alle Formen individueller und gesellschaftlicher Emanzipation zu setzen versprechen. Doch derart offenkundige Zusammenhänge von patriarchalischen und neofaschistischen Denkmustern ignoriert der männliche Politikwissenschaftler (gerne?). Da, wo diese Zusammenhänge geradezu nach gesellschaftlicher Veränderung schreien, schweigt er sich aus. In welche neuen, von Herrschaft befreiten Lebensverhältnisse ein solcher emanzipatorischer Weg führen kann, dies zu erforschen wäre eine bessere Beschäftigung als das Beharren auf romatizistischer Zivilisationskritik à le Heitmeyer oder Leggewie, die aus dem historischen Faschismus nur zu gut bekannt ist.

Daß dieses Buch so viel Gewicht bekommen hat, ist nicht allein dem Autor zuzuschreiben - es verkörpert vielmehr den Niedergang der linken politischen Kultur.
 
Mythen statt Wissenschaft
Der Sozialwissenschaftler Wilhelm Heitmeyer (Uni Bielefeld) verkauft rechte Mythen an Linke
-- und verfälscht seine Studien

Autor: Peter Kratz                                       ...zurück zum Anfang

In den Medien macht sich eine Agitation gegen Antifaschisten breit, die sich vor allem auf die unwissenschaftlichen Arbeiten des Bielefelder Sozialforschers Wilhelm Heitmeyer und den Göttinger Politikwissenschaftler Claus Leggewie stützt. Den antifaschistischen Initiativen wird dabei teilweise die Schuld am Wiedererstarken des Neofaschismus zugeschoben, weil wir die neuen Nazis ausgrenzten und in die Ecke stellten, statt sie zu lieben und zu integrieren. Man könnte meinen, die eigentliche Gefahr seien nicht die Neofaschisten sondern die Antifaschisten.

1. Nicht gegen rechts, sondern gegen links

Mit dem Bonus des Wissenschaftlers werden diese Angriffe gegen die Antifa-Arbeit vorgetragen. Tatsächlich jedoch entsprechen die Forschungen und Veröffentlichungen Wilhelm Heitmeyers bei näherem Hinsehen nicht einmal den geringsten wissenschaftlichen Anforderungen. Statt wissenschaftlicher Ergebnisse präsentiert er bloße Vermutungen. Statt saubere empirische Sozialforschung zu betreiben, bastelt er Mythen. Statt den Neofaschismus zu bekämpfen, streitet er über Begriffe und agitiert mit großem publizistischem Radau gegen die antifaschistischen Initiativen und Organisationen. Dessen ungeachtet hat die SPD ihn in eine Partei-Arbeitsgruppe berufen, die die Wahlerfolge der REPs untersuchen und den SPD-Politikern Ratschläge geben soll!

Heitmeyer tritt als Wissenschaftler auf, macht aber Politik -
gegen die Linke

Der Ausgangspunkt der Heitmeyerschen Arbeit ist nicht Wissenschaft sondern Politik. Ihm paßt die ganze Richtung des Antifaschismus nicht. Er kennt die neueren ideologischen Entwicklungen der Neuen Rechten und ihre Ziele allenfalls aus der Sekundärliteratur, sieht nicht, wie weit neofaschistische ideologische Versatzstücke bereits in etablierte politische Organisationen eingedrungen sind, erkennt nicht den Zusammenhang zwischen neurechter Ideologie der rechtlichen und sozialen Ungleichheit und praktischer Politik der Konservativen. Die Auseinandersetzung mit dem Faschismus paßt ihm nicht: Weder im Bereich der Ideologie, wo gegen die Ungleichheitsthesen des Faschismus eben anti-faschistisch die Freiheitsrechte verteidigt und praktisch ausgebaut werden müßten, die Rechte der Selbstbestimmung und -entscheidung nämlich. Noch im Bereich der Ökonomie, wo die materiellen Interessen und die Interessenten aufgezeigt werden müßten, die den Freiheitsrechten entgegen stehen. Heitmeyer abstrahiert ganz bewußt und willentlich von den historischen Erfahrungen mit dem Faschismus (1987, S. 63f), von ökonomischen Zusammenhängen wie z.B. Sozialabbau, Wohnungsnot, Arbeitslosigkeit (1987, S. 49 ff), von ökonomischen Interessen (S. 63 f) und wendet sich vehement gegen die Begriffe Neofaschismus und Antifaschismus (1987, S. 14 f; 1989b, S. 27, 30), die er für "überflüssig" hält (1989a, S. 18):

- als gäbe es weder diese Ideologie und die Notwendigkeit, sie argumentativ zurückzudrängen;
- als gäbe es nicht den materiellen Nährboden, auf dem diese Ideologie politische Früchte trägt: Wohnungsnot, Arbeitslosigkeit, Langzeitarbeitslosigkeit, Lehrstellenmangel, Zukunftslosigkeit;
- als gäbe es nicht die Nutznießer dieser Ideologie und der aus ihr folgenden politischen Praxis der rechtlichen und sozialen Ungleichheit und Benachteiligung;
- als gäbe es nicht im Kleinen den Spießbürger, der sich wieder mal Reibach erhofft, wenn der ausländische Nachbar ausgewiesen und seine Wohnung an "Deutsche" vergeben würde, so wie der deutsche Spießer sich damals an Wohnung, Schrank, Wintermantel des in Auschwitz ermordeten jüdischen Nachbarn raffsüchtig bereicherte;
- als gäbe es nicht die ökonomischen Interessen im Großen, wenn sich eine zum Neofaschismus abrutschende Politik erneut über die Errungenschaften der Arbeiterbewegung hermachen wird und Soziale Sicherung, Mitbestimmungsrechte, Arbeitszeitverkürzung, bescheidenen Wohlstand zum Nutzen ungehemmterer Kapitalvermehrung ebenso zurückdrängt wie die bürgerlich-demokratischen Freiheitsrechte, die ein Multimillionär eben gar nicht braucht, weil er Geld hat. Auf Freiheits- und Sozialrechte angewiesen sind immer nur diejenigen, die täglich für ihren Lebensunterhalt und den ihrer Angehörigen arbeiten müssen; sie sind die Opfer des Neo-Faschismus; darum stehen auch die Gewerkschaften in der ersten Reihe bei Antifa-Aktionen (trotz Heitmeyer!), denn sie wissen, um was es geht;
- als gäbe es die Situationen in den Betrieben nicht, wo die ArbeitnehmerInnen nichts zu sagen haben, die Jugendlichen schon mal eh nicht, weil ihr Mitentscheiden das Produzieren und Verkaufen von Waren, das "Unternehmensziel", behindern könnte; wo trotz Betriebsverfassungsgesetz das "Führerprinzip" gilt.

Statt Politik: Psychologie

Antifaschismus sei also "überflüssig". Heitmeyers Rezept gegen rechts ist nun aber erst recht keine Politik, weil er das ganze Problem nicht als ein politisches sieht. Heitmeyer propagiert vielmehr pädagogische Ersatzhandlungen. Wenn die Menschen schon nichts zu sagen haben, im Betrieb nicht, in der Gesellschaft so gut wie nicht, dann soll ihnen sozialpädagogisch wenigstens das Gefühl vermittelt werden, sie seien in "sozialen Beziehungen" integriert. Heitmeyer will statt solidem Antifaschismus "verschiedene jugendpolitische oder sozialpädagogische Präventions- oder Interventionsmöglichkeiten entwickeln" (1987, S. 30), damit Menschen "die Unsicherheiten in sozialen Situationen ertragen" können (S. 106, Hervh. d.A.). Er fordert angesichts der Unternehmerwillkür der Stahlbarone (Hattingen, Maxhütte) oder der Energiepäpste (VEBAs plötzliches "WAA nee"), angesichts der konservativen Versuche, Mitbestimmungsrechte abzuschaffen, angesichts der auch sozialdemokratischen Weigerungen, Jugendlichen in selbstverwalteten Jugendzentren tatsächlich Selbstbestimmung über ihr Leben einzuräumen, schlicht das Lehren den "Ertragenkönnens" der sozialen Benachteiligung als die Lösung. Die "Unsicherheiten in sozialen Situationen" wie Arbeitslosigkeit, Langzeitarbeitslosigkeit, fehlende Ausbildungsplätze, zu kleine Wohnungen, die sich aus diesen materiellen Ursachen ergebende Unsicherheit der eigenen Lebensplanung bei denen, die auf bezahlte Arbeit, gute Ausbildung zwecks günstigem Verkauf der Arbeitskraft und Mietwohnungen angewiesen sind, diese "Unsicherheiten" sollen nicht durch linke (Sozial-) Politik bekämpft werden (das wäre positiver Antifaschismus). Heitmeyer will diese "Unsicherheiten" wegpsychologisieren.

Wahrhaft "hilfloser Antifaschismus"

Nicht die Forderung nach realer Teilhabe an gesellschaftlichen Entscheidungen, sei es im Betrieb oder sei es bei der WAA; nicht den Ausbau demokratischer Entscheidungsmöglichkeiten und sozialer Absicherungen, damit die BürgerInnen tatsächlich selbstbestimmt in ihren sozialen Zusammenhängen leben können (das ist aktiver Antifaschismus); nicht die Emanzipation von unterdrückenden zwischenmenschlichen Beziehungen. Sondern die Forderung nach dem Sozialklempner in der Imbißstube, der den Jugendlichen auch noch den Appetit auf Fritten rotweiß verdirbt und ihnen in Zeltlagern oder sonstwo das Gefühl vermittelt, einen sozialen Zusammenhang zu haben, der akzeptabel sei. Im Betrieb haben sie dann immer noch nichts zu sagen. Nicht die Veränderung der realen Lebenssituation in Betrieb, Stadtteil, Schule, zwischen Mann und Frau, in Richtung auf eine antifaschistische Gesellschaft ist seine Forderung, sondern Pädagogisiererei. Heitmeyer präsentiert sich als Lehrmeister: er möchte an jede Frittenbude einen Sozialpädagogen stellen, der dort zu jeder Zeit den "gefährdeten" Jugendlichen auflauert und ihnen ordentlich eins drüber pädagogisiert. Wie die Jugendlichen darauf reagieren werden, kann sich jede(r) denken. Heitmeyer in der Zeitschrift "deutsche jugend" (1989a, S. 32): Sozialarbeiter sollten sich durch "aufsuchende Arbeit" der "Gefährdeten" annehmen; "auf der Straße, in Parks, in Kaufhäusern, in Imbißstuben, Stadien und ähnlichen Orten halten sich nämlich die Jugendlichen auf, die für solche Arbeit 'Zielgruppen' abgeben". Der "Onkel mit der Schokolade" im Park - mal ganz anders! Daß es gar keine Jugendlichen sind, die in Berlin zu 8 Prozent und in Bayern zu 15 Prozent neofaschistische Parteien wählten, scheint Heitmeyer noch nicht gemerkt zu haben. Mit Jugend- und Sozialarbeit ist diesen inzwischen Millionen zählenden Wählern wohl doch nicht mehr beizukommen; damit verhindert man auch keinen Sozialabbau. Wenn das Wort vom "hilflosen Antifaschismus" irgendwo paßt, dann bei Heitmeyers sozialer Flickschusterei.

Heitmeyer sieht seine Gegner links

Der Bielefelder Sozialwissenschaftler sieht vor allem in den Antifaschisten die Gegner seiner pädagogisierenden Position. Demonstrationen der Antifaschisten, so Heitmeyer im SPIEGEL (Nr. 26/1989, S. 28 f), "dienen allein der Beruhigung des eigenen politischen Gewissens". Er hat Mitleid mit den Nazis: "Den Rechtsextremisten wird damit (mit Demos, d.A.) nur Angst eingejagt, davon haben die aber schon genug". "Zunächst einmal dürfen Sie diesen Jungen und Mädchen (die offensiv Neonazi-Symbole zur Schau tragen, d.A.) keineswegs eine öffentliche Niederlage beibringen. Wenn sich diese Jugendlichen in die Ecke gedrängt fühlen,...sind sie gar keinem Argument zugänglich. Die haben dann noch mehr Angst, denn Angst ist ohnehin das zentrale Motiv für Rechtsextremismus" und nicht etwa materielle Interessen, erst recht nicht des Kapitals.

Also: Zentraler Grund für das Erstarken des Neofaschismus sind laut Heitmeyer die Antifaschisten, die mit ihren Flugis, Broschüren, Diskussionsveranstaltungen, Demos den armen Nazis Angst machen!

Wieder ist die Linke schuld

Heitmeyer präsentiert seine Kritik der antifaschistischen Arbeit als Ergebnis seiner Wissenschaft. Tatsächlich jedoch ist das Verhältnis umgekehrt: seine Kritik des Antifaschismus steht am Anfang seiner Arbeit; er betreibt seine Wissenschaft, um seiner Ablehnung des Antifaschismus ein Mäntelchen umhängen zu können. Der stellv. Vorsitzende der VVN/Bund der Antifaschisten NRW, Hartmut Meyer: "Eine veränderte antifaschistische Strategie ist bei Heitmeyer nicht Ableitung, Konsequenz und Folgerung aus einer Untersuchung, sondern ist ihre Voraussetzung. Der Zweck der Untersuchung liegt in der Begründung einer schon vorher entwickelten Strategie".

So steht in seiner Hauptstudie "Rechtsextremistische Orientierungen bei Jugendlichen" (1987) die politische Auseinandersetzung mit dem bisherigen Antifaschismus und der Faschismus-Forschung gleich am Beginn. Seine eigene empirische Studie kommt erst ganz am Schluß des Buches - und besteht vor allem aus Daten-Verfälschungen (s.u.). Sie soll der Bestätigung seiner Politik dienen.

In seinem Artikel "'Nazis raus aus dieser Stadt!'? Für neue Wege im Umgang mit rechtsextremistisch orientierten Jugendlichen" (1989a) ist die Überschrift gleich das Programm: Liebt Eure Nazis, damit ihnen die Angst vor der Linken genommen wird! Verfassungsschutz-Vorgehen gegen Neofaschisten hält Heitmeyer für falsch, weil dies nur stigmatisiere, die Nazis noch weiter aus der Gesellschaft abdränge und weil ohnehin "die Registrierung 'rechtsextremistischer Bestrebungen' vergleichsweise hohe Dunkelfelder aufweisen dürfte" (1989a, S. 19), wie man ja an den Verfassungsschutzberichten sehe . Vergleichsweise? Im Vergleich zur Linken: Daß die Linke vom Verfassungsschutz um ein mehrfaches intensiver beobachtet wird als die Rechte, daß in Zimmermanns letztem Verfassungsschutzbericht 1988 auf die Linke 140 Seiten, auf die Rechte 42 Seiten entfallen, das ist laut Heitmeyer wiederum die Schuld der Linken, "die - aus welchen Gründen auch immer - längst nicht jeden Angriff und jede Bedrohung (durch Faschisten, d.A.) zur Anzeige bringen" (1989a, S. 19). Daß Großkonzerne, die mit den Verfassungsschutzbehörden zusammenarbeiten und ihre Beschäftigten beobachten und aushorchen lassen (wie z.B. bei Siemens oder Hösch), ein großes Interesse an der Beobachtung der Linken haben, weil linke Politik den Interessen der Konzernherren entgegenläuft - das sieht Heitmeyer nicht. Daß dieselben Großkonzerne überhaupt kein Interesse daran haben, auch die REPs vom Verfassungsschutz beobachten zu lassen - es liegt auf der Hand, schon deshalb, weil z.B. der Aufstieg der Neuen Rechten aus Siemens-Gewinnen mitfinanziert wurde. Und ganz ohne Verfassung ließen sich eh die größten Gewinne machen.

Aber für Heitmeyer ist von vorneherein klar: Schuld hat immer die Linke, ob am Erstarken des Neofaschismus, ob am Verschweigen des Neofaschismus, ob an der angeblich falschen Richtung der Faschismus-Forschung, die von Marxisten ökonomistisch fixiert worden sei.

2. Konservative Mythen statt linker Politik

Heitmeyer mißachtet systematisch die politisch-ökonomische Realität, um auf der pädagogischen statt der politischen Schiene fahren zu können.

Das westeuropäische Kapital rüstet sich zum Strum auf den Weltmarkt, Osteuropa soll zum ökonomischen Hinterland werden. Der EG-Binnenmarkt ab 1993 schafft einen einheitlichen Wirtschaftsraum, der größer ist als die USA und der stärker werden will als seine Konkurrenten. Das westeuropäische Kapital steht vor dem Problem, sich auf dem Weltmarkt behaupten zu müssen gegen die USA, gegen Japan und gegen die industriellen Schwellenländer der "Dritten Welt", die in 20 oder 30 Jahren die Fertigprodukte billiger anbieten werden, von denen das westeuropäische Kapital bis vor kurzen noch gelebt hat. In der jüngeren Geschichte wurden solche Probleme gelöst, in dem man die Bevölkerung zu einer "Gemeinschaft" zusammenschmiedete, um auf diese Weise das Fußvolk für eine ökonomisch und politisch aggressive Politik zu haben. Nationalismus und Rassismus waren das Mittel, das "Eigene" gegen das "Fremde abzugrenzen und so die Menschen gegeneinander aufzubringen.

Die deutschen Konzerne arbeiten seit längrerem am Umbau ihrer Unternehmensstrukturen, um ihre "Globalisierungsziele" erreichen zu können. Siemens-Vorstandsmitglied Hermann Franz prophezeite im April 1989 im "Industriemagazin": "In fünf Jahren wird Siemens ein anderes Unternehmen sein und in Europa eines der aggressivsten". Die Methoden sind schon heute wenig friedlich; Siemens-Chef Kaske in "J.R."-Manier über seine Fusionspolitik: "Wir werden jedes Schiff kapern, das vorbeifährt". Mitbestimmung und demokratische Kontrolle wären da hinderlich. Für die Weltmarkt-Auseinandersetzungen ist die Entwicklung des 64-Megabit-Microchips angesagt, die EG soll dafür Milliarden an Steuergeldern bereitstellen, denn der Chip wird in 15 Jahren sein, was das Erdöl vor 15 Jahren war. Professor Ingolf Ruge, seit 20 Jahren Berater aller Bundesregierungen in High-Tech-Fragen, im Frühjahr 1989 zum SPIEGEL: "Wenn die Japaner allein die Hand auf der Mikroelektronik haben, können sie natürlich letztlich auch einer Weltfirma wie BMW die Technik diktieren. Wollen Sie das?...Das Ziel der Japaner - die haben ja ein Ziel, die haben ja für alles Ziele - ist das Weltmonopol für Chips...Wichtig ist das wir nicht erpreßbar sind...Der Erfolg der Japaner liegt einmal in ihrem Fleiß, in ihrer Sorgfalt, in ihrem Nationalbewußtsein, zum anderen aber in ihrem engen System der Kooperation zwischen Staat und Wirtschaft." (Man fühlt sich um 50 Jahre zurückversetzt: Der drohenden Weltherrschaft der Juden müsse mit deutschem Nationalbewußtsein, deutschen Sekundärtugenden und staatlich gelenkter Kriegswirtschaft begegnet werden.) Daimler-Benz (und im Hintergrund steht immer die Deutsche Bank) plant den europäischen Großeinstieg in die Luft- und Raumfahrt, damit das europäische Kapital hier etwas gegen das US-amerikanische zu setzen habe, denn auch die Luft- und Raumfahrt wird im nächsten Jahrhundert zur Schlüsselindustrie. Usw. usf.

Die neofaschistischen Ideologen der Neuen Rechten haben seit den 70er Jahren mit der Entwicklung des Konzepts der europäischen "nationalen Identität" die Ideologie geschaffen, die das europäische Kapital gegenüber der europäischen Bevölkerung braucht, um die schlagkräftige Fußvolk-Gemeinschaft zusammenzuschmieden. "Eigene Identität" wird gegen "Amerikanisierung" des Lebens der Europäer und gegen "asiatische Überfremdung" gesetzt. Die Neofaschisten knüpfen hier nahtlos an die historischen Ideologen der völkischen Bewegungen und des Faschismus an, übernehmen deren Konzepte, oft lediglich leicht aktualisiert. Die "ethnopluralistische" Ideologie der Waffen-SS als "erster europäischer Armee im Kampf gegen Bolschewismus und Amerikanismus" kommt ihnen heute gelegen. Die "germanische Rasse" der Nordeuropäer wurde zur "nationalen Identität", die es zu verteidigen gelte; und zu dieser Identität gehöre die Ablehnung demokratischer Konzepte, die nach 1945 im großen Stil "von Amerika importiert" worden seien.

Bereits Anfang der 80er Jahre saßen führende rechtsextreme Intellektuelle mit REP-Schönhuber (Ex-Waffen-SS) zusammen, um aus dieser Ideologie praktische Politik zu machen. Immer mit dabei: der langjährige Geschäftsführer der Siemens-Stiftung, Armin Mohler, einer der eifrigsten Förderer des intellektuellen Neofaschismus in der Bundesrepublik und Europa. Die Siemens-Stiftung, finanziert aus den Gewinnen des Siemens-Konzerns, wurde zur neurechten Denkfabrik. Siemens, das Paradebeispiel: ökonomische Aggressivität, ideologische Absicherung der ökonomischen Ziele, Verfolgung der linken Gegner über die Zusammenarbeit mit dem Verfassungsschutz, weil sie demokratische Strukturen durchsetzen wollen.

Das alles interessiert Heitmeyer nicht. Ökonomische Ursachen des Neofaschismus waren ja ausgeklammert, politische Änderungen in der Gesellschaft nicht in Betracht gezogen. Heitmeyer setzt gegen die Wirtschaftsmacht von Siemens den kleinen Sozialarbeiter hinter der Frittenbude. Das entspricht auch seinem psychologisierenden Erklärungsmodell für den Aufstieg des Neofaschismus, das sich problemlos in konservative Politikstrategien einpassen läßt: gegen Gewerkschaftsforderungen, gegen Frauenemanzipations-Forderungen, gegen tatsächliche Selbstbestimmung.

Romantizistische Zivilisationskritik

Heitmeyer schreibt seitenweise die Weltanschauung ab, die sich der postmodern-konservative Bamberger Soziologe Ulrich Beck gebastelt hat: Becks Sicht der "postmodernen Welt" dreht sich um romatizistisch-zivilisationskritische Mythen, die sich unter das antiprogressive Motto zusammenfassen lassen: "Früher war alles besser". Kein Wunder, daß die Springer-Zeitung "DIE WELT", heute im Besitz des bundesdeutschen Großkapitals von Deutscher Bank bis Daimler Benz, am 1. April 1989 (leider kein Scherz) Beck die Gelegenheit gab, die jüngsten Wahlergebnisse nach seinem Gusto zu kommentieren.

Bei Beck (und dann bei Heitmeyer und Leggewie) dreht sich alles um die Mythen "Identität", "Milieu", "soziale Kontinuitätsbrüche", "Individualisierung", "Bindungslosigkeit".

Faschismus habe nichts mit Besitzverhältnissen, ökonomischen Interessen usw. zu tun, sondern mit der Bildung einer individuellen "Identität", die vor allem im Jugendlichenalter vonstatten gehe. Die Identitäts-Theorie des Symbolischen Interaktionismus (des letzten Versuchs der bürgerlichen Soziologie für eine Alternative zur linken Weltsicht) wird kritiklos übernommen. Das statische, in der Wissenschaft längst überholte und politisch erzreaktionäre Identitätskonzept des Psychologen Erikson (wer keine Familie gründet, hat die gesellschaftlichen Ziele der Identitätsbildung verfehlt und wird als psychisch gestört eingestuft) wird von Heitmeyer nachgebetet.

Die Kleinfamilie als Rettung vor dem Faschismus?

Es wird behauptet, "früher" habe es stabile soziale Milieus gegeben, in denen die Jugendlichen ihre Identität gefunden hätten. Als Beispiele werden immer wieder "Familie", "Kirche" und "Arbeiterkultur" genannt.

Die Identitäten in der Familie "früher" waren alledings recht klar: der autoritäre Vater, der mit dem Ledergürtel die Prügelstrafe ausübte; die sozialintegrative Mutter, die alles zu erdulden hatte (ein Scheidungsrecht gab es nicht); rechtlose Kinder und Jugendliche, die sich von der Vergewaltigung bis zum zugeteilten Beruf und zur Zwangsverheiratung alles gefallen lassen mußten. Aus diesen Familien gingen die "Untertanen" hervor, die begeistert in den Ersten Weltkrieg des deutschen Kapitals zogen und die 25 Jahre später ehrfurchsvoll den Führer-Reden am Volksempfänger lauschten.

Zur repressiven Funktion der "Orientierungsinstanz" "Kirche" braucht man wohl kein Wort mehr zu verlieren.

Auch der Mythos der "Arbeiterkultur", in der SPD immer zu Wahlkampfzeiten aus der Mottenkiste geholt, fällt bei näherem Hinsehen in sich zusammen: In den Elendsvierteln der deutschen Großstädte zwischen 1870 und 1935, wo die ArbeiterInnen wohnten, herrschten Suff, Diebstahl, Prostitution. Der Klassenzusammenhalt der ArbeiterInnen war so schwach, daß es ja eben nicht zur Revolution kam. Wo Klassenmilieu existierte, war es so schwach, daß der Faschismus dennoch zur Massenbewegung werden konnte. An der Basis der "Arbeiterkultur" herrschten autoritäre Verhälnisse Marke Kaiserreich; hätte sonst der Stalinismus hier Boden gewinnen können? In Arbeiterfamilien gebärdeten sich Väter, litten Mütter nicht anders als in anderen Familien, aufgrund der sozialen Not allerdings extremer. Es gab christliche, liberale, auch völkische Organisationen, die sozialpflegerisch den Lebensstandard der ArbeiterInnen erhöhen wollten und in denen ArbeiterInnen organisiert waren. Von einem einheitlichen "Milieu" kann hier überhaupt keine Rede sein. Daß Arbeiterjugendliche, die abends vor dem Konflikt standen, den Alkoholiker-Vater aus der Eckkneipe rauszuschleppen, wohl wissend, daß er zu Hause die Mutter zusammenschlagen werde, oder den Ernährer der Familie in der Gosse liegen zu lassen, wohl wissend, daß er dann am nächsten Tag auch kein Geld verdienen könne und die Familie nichts würde zu essen haben, daß solche Arbeiterjugendliche in ihrer Sozialisation klare "Orientierungsmuster" zu ihrer "Identitätsbildung" mitbekamen, diese Annahme kann wohl nur der Phantasie des Akademikers entspringen, der sich die realen Zustände der vielen "Milieus" "früher" gar nicht vorstellen kann und zum Literaturstudium keine Lust hat. (Zum Einstieg immer noch zu empfehlen: "Friedrich Engels: Die Lage der arbeitenden Klasse in England".)

In diesen ach so intakten "Milieus", so Heitmeyer-Leggewie-Beck, sei es in letzter Zeit zu "sozialen Kontinuitätsbrüchen" gekommen, die ihre Ursache in der "industriegesellschaftlichen Produktionsweise" (Heitmeyer 1989b, S. 17) hätten, also offenbar unabhängig von der Gesellschaftsform sein sollen. Die Weiterentwicklung der Gesellschaft wird hier - typisch konservativ - als "Kontinuitätsbruch" aufgefaßt. Daß diese Weiterentwicklung auch emanzipatorische Fortschritte brachte, geht bei Heitmeyers romantizistischer Zivilisationskritik unter: nicht mehr Freiheit, sondern vor allem mehr Risiko sei die Folge der Entwicklung. Becks Begriff der "Risikogesellschaft" wird von Heitmeyer noch einmal romantizistisch zugespitzt. Der Konservative scheut das "Risiko", hält sich lieber an Althergebrachtes: Familie, Kirche, Gesangverein.

Das Weitergeben von "Orientierungsmustern" durch die Älteren an die Jüngeren sei zerbrochen, so Heitmeyer, weil diese "Milieus" nicht mehr existierten. Statt der früher erfolgten Selbstzuordnung der Jugendlichen zu diesen "Milieus" (= Identität), die es heute nicht mehr gebe, trete heute die "Individualisierung", die Vereinzelung der Individuen. "Bindungslosigkeit" sei die Folge, unter der man/frau litte. Da diese heutigen plötzlich "Vereinzelten" aber aus einem von den Autoren nirgends begründeten Drang nach "Gemeinschaft" heraus neue "Bindungen" suchten - jetzt kommt der Clou: -, wendeten sie sich Nation, Volk und Rasse zu, den einzigen heute angeblich noch intakt erscheinenden "Milieus".

Heitmeyer findet hierfür den Ausdruck "surrogathafte (ersatzhafte, d.A.) kollektive Identitäten" (1987, S. 93), meint damit aber offenbar jedes politische Bewußtsein, nicht nur das neofaschistische: "Im Falle rechtsextremistischer Orientierungen wird die gesellschaftlich verursachte 'Zerrissenheit' (der Identität, d.A.) gewissermaßen 'umgruppiert' durch Betonung der 'politischen' Identität, die dann wiederum zur Totalperspektive erklärt wird, aus der heraus die verschiedenen Problemlagen dann 'leichter' gedeutet, eingeordnet und bewertet werden können" (S. 94). Wer eine "politische Identität" hat, hat eine "Surrogat-Identität", denn was er hier schreibt, könnte er ebensogut über die Linke schreiben. Diese unpolitische, ja antipolitische, entpolitisierte Sicht bringt Heitmeyer natürlich seinem Ziel näher: der Pädagogisiererei.

Nicht die Weltmarkt-Kapitalinteressen von Siemens oder Deutscher Bank hätten den Neofaschismus ideologisch gepflegt und aufgepäppelt; weil die autoritären Sozialisationsinstitutionen Kirche, Familie, Arbeitergesangverein zerfielen, werde der Neofaschismus stark! Schuld daran sei letztlich die "Selbstwidersprüchlichkeit von Produktionsprozessen" (Heitmeyer 1987, S. 100); das klingt links, ist aber nur Unsinn, denn: was soll das bedeuten, "Selbstwidersprüchlichkeit von Produktionsprozessen"?

Und wie erklärt er den historischen Faschismus, als die "Milieus" angeblich noch intakt waren? Damit ihm diese Frage nicht gestellt wird, hatte er ja bereits zu Anfang vom historischen Faschismus bewußt abstrahiert!

Freie Phantasie statt Wissenschaft

Empirisch belegt werden diese Thesen nirgendwo; sie übersteigen nicht das Plausibilitätsniveau der Klatsch-Seiten von Tageszeitungen: "Klar, daß die Familie zerfällt. Sieht man doch überall! Was soll aus den armen Kindern nur werden! Der Sohn von Brigitte Bardot lebt schon von der Sozialhilfe!"

Diese Erklärung des Neofaschismus ist zwar rechts und bei näherem hinsehen nur noch lächerlich. Aber sie ist eine praktische Verschiebung der Verantwortung: Korrupte Politiker können weiter korrupt sein, rechte Gewerkschafter rechts. Die Mietgesetzgebung kann weiter ausgehöhlt werden. Der Weltmarktkonflikt kann weiter zugespitzt, seine aggressive Lösung national-identisch ausgetragen werden usw. Denn die Ursache des Neofaschismus liegt in der kaputten Psyche der Individuen. "Und daran ist..."?:

"... die Linke schuld!". Klar.

Heitmeyer: "Die Erosion (der "Milieus" und damit die "Individualisierung", d. A.) reicht weit bis in die sozialisationsrelevanten Kernbereiche, wenn man etwa die Scheidungsziffern aufnimmt, bis in den engen Raum der Kleinfamilie" (1987, S. 59) Beck am 1. April in der WELT: "Als Indikator mag hier die hohe Scheidungsziffer dienen...Hier brechen Gegensätze auf, die in der Architektur der primären Industriegesellschaft im Verhältnis von Familie und Beruf, Frau und Mann harmonisiert zu sein schienen". (Harmonisch in der Weise, daß der Mann "früher", als es kein Scheidungsrecht gab, selbstverständlich in den Puff gehen durfte, die Frau bei "Ehebruch" aber gesellschaftlich entehrt, wenn nicht zusammengeschlagen wurde. Doch ja, sehr harmonisch!) Heitmeyer zur Erklärung des Neofaschismus im Frühjahr 1989 vor den

JUSOs: "Die Altersgruppe der 11- bis 14jährigen lebt in ganz neuen Familienkonstellationen. Die wachsen z.T. auf mit Viert- und Fünft-Vätern, weil ja die traditionelle Familie, Vater, Mutter, 1,6 - statistisch - Kinder, also diese Normalfamilie in der Bundesrepublik jetzt schon in der Minderheit ist. Das registriert man gar nicht. Da sind ja auch ganz neue Anknüpfungspunkte nötig, damit überhaupt Kollektiv- und Gruppenerfahrung oder Gemeinsamkeitserfahrung möglich werden" (1989b, S. 35).

Der Erbsenzähler zählt jetzt Väter.

Ehescheidungsrate als Ursache für Neofaschismus

Emanzipation (dazu zählt auch das Scheidungsrecht) als Ursache von Faschismus. Genial! So merkt man nicht, daß es umgekehrt richtig wäre: Wo der Mut zur Emanzipation fehlt, wo er politisch nicht gefördert sondern unterdrückt wird (weil gegenstehende Interessen herrschen), wo der Schritt in Richtung einer freieren (antifaschistischen) Gesellschaft nicht gemacht wird, da ist die Zuflucht zu faschistischen Pseudogeborgenheiten greifbar nahe und wird gerne ergriffen. Aber ein selbstbestimmtes Leben für alle ohne soziale Risiken ist ohnehin nicht Heitmeyers Ding.

Gegen die Gewerkschaften führt er an: die "Individualisierung" und in deren angeblicher Folge der Neofaschismus hätten ihre Ursachen auch in der "Ausweitung der Verrechtlichung von sozialen Beziehungen" und in der "Schaffung sozialstaatlicher Sicherungssyteme" (1989a, S. 26). Der Sozialstaat als Ursache für den Faschismus, weil dadurch "solidarische Hilfeleistungen" überflüssig würden und die "Milieus", die diese "früher" erbracht hätten, weiter zerbröselten. (Nachdem er erst rechtliche und soziale Sicherheiten verantwortlich gemacht hat, behauptet er eine Seite weiter das Gegenteil: "Nach unseren Ergbnissen zeigt sich bei Jugendlichen folgendes Meinungsbild:...In diesen Tagen ist alles so unsicher geworden, daß man auf alles gefaßt sein muß: 77,5% Zustimmung" (S. 27). Watt denn nu? Sicherheit oder Unsicherheit?)

Illusionen über den Kapitalismus

Ebenso, wie die Illusionen über die angeblich intakten historischen "Milieus" romantizistisch waren, so sind es auch die Illusionen über die Bundesrepublik. Heitmeyer behauptet, durch den Zerfall der "Milieus" komme es zu einem "Verlust über die Kontrolle des eigenen Lebens" (1989a, S. 31). Durch die "Erosionen von Milieu-Gruppierungen" entstünden "Lücken an Kontrollvermögen, Geborgenheitsvermittlung, sozialer Akzeptanz, Verläßlichkeitsempfindungen" usw. (ebd.). Die "Entwicklung von konsistenten, eigenständigen Identitäten, die über autonome Handlungsfähigkeiten verfügen", sei gestört (1987, S.59, Hervh. d.A.).

Mal 'ne Frage: Wo hatten die Stahlarbeiter von Hattingen und ihre Angehörigen denn "autonome Handlungsfähigkeiten"? Wo "Kontrolle des eigenen Lebens"? Wo haben die Langzeitarbeitslosen ein "Geborgenheitsgefühl"? Wo gab es für die BürgerInnen bei den Entscheidungen zur WAA Wackersdorf "Verläßlichkeitsempfindungen"? Ganz offenbar hat das, was Heitmeyer hier beklagt, ganz andere Ursachen: Der Mangel an "autonomen Handlungsfähigkeiten" für diejenigen, die für ihren Lebensunterhalt arbeiten müssen, liegt bestimmt am wenigsten daran, daß ihr Arbeiter-Gesangverein sich aufgelöst hat, weil heute Madonna und Michael Jackson angesagt sind.

Pädagogisiererei
statt emanzipatorischer Gesellschaftsveränderung

Aber die Realität ist gar nicht Heitmeyers Ding, sondern das Erleben der Realität. Er beklagt ausdrücklich, "daß die Unsicherheiten in sozialen Situationen ... nicht 'ertragen' werden können" (1987,. S. 106, Hervh. d. A.) und daß "im Kern gerade die Empfindung eines Verlustes über die Kontrolle des eigenen Lebens und seiner Gestaltung in sozialen Bezügen Auslöser für die Hinwendung zu gewißheitsversprechenden Losungen und Scheinlösungen" sei (1989a. S. 31).

Die Empfindung ist das Entscheidende, nicht die Wirklichkeit. Das Ertragenkönnen der Empfindung ist das (pädagogische) Ziel, nicht die Veränderung der Wirklichkeit. Entscheidend ist nach Heitmeyer nicht, daß die Stahlarbeiter von Hattingen gar keine Selbstbestimmung ("autonome Handlungsfähigkeit") und keine "Kontrollmöglichkeiten" über ihr Leben hatten, weil alles dies nur die Stahlbosse haben; entscheidend findet Heitmeyer, daß die Stahlarbeiter diese Situation so wenig "ertragen" konnten wie die Arbeitslosen ihr Dasein "ertragen" oder die unterdrückten Frauen.

Da nun alles nur als ein psychologisches Problem erscheint, folgt für Heitmeyer klar die sozialpädagogische Jugendarbeit als einzige Konsequenz. Sie und nicht etwa eine Veränderung der Wirklichkeit im Betrieb soll den Jugendlichen ihre "emotionalen Erlebniswünsche" erfüllen (1989a, S. 32). Vor den JUSOs (unwidersprochen): "Jugendpolitisch erfordert die skizzierte Situation solche Maßnahmen, die die Schattenseiten der Individualisierungsschübe zumindest abfedern, daß sie die Erfahrung gesellschaftlicher Nützlichkeit und sozialer Einbindung machen können" (1989b, S. 18).
"Dazu benötigt man im übrigen auch nicht den Begriff 'Antifaschismus'" (ebd.)
Richtig. Dazu wirklich nicht.

Das Risiko der "Risikogesellschaft" sollen laut Heitmeyer also nach wie vor die ArbeitnehmerInnen tragen; aber sie sollen es psychisch besser ertragen können.

Löwenthal als Jugendlicher

Die Wahlanalyse des Statistischen Bundesamtes zur Europawahl anhand der altersmäßig markierten Stimmzettel hat eindeutig ergeben, daß es nicht die Jugendlichen (ohnehin nur die über 18 Jahre) waren, die Schönhuber so sehr gepuscht haben. Im Bundesdurchschnitt haben die REPs einen durch die Jahrgänge nahezu gleichbleibenden Stimmenanteil zwischen 7 und 8 Prozent. In Bayern, wo die Neofaschisten das beste Ergebnis einfahren konnten, schnitten sie am besten in den mittleren Lebensjahren ab.

Wäre der Neofaschismus tatsächlich primär ein Jugendlichenproblem, dann müßte Heitmeyer mal erklären, wieso sich der frühere Moderator des ZDF-Magazins Gerhard Löwenthal, in zahlreichen rechtsextremen Gruppierungen ebenso zu Hause wie auf dem Parkett des Großkapitals und seiner politischen Interessenvertreter, als Vermittler zwischen Kohl und Schönhuber anbietet.

Politiker auf Mythen-Kurs

Etliche Politiker nehmen den Mythos von den angeblich "früher" existierenden "traditionellen Milieus" gerne auf. Da spielt es keine Rolle, daß es "gewachsene und von Generation zu Generation überlieferte, relativ feste Lebensgemeinschaften", denen Heitmeyer nachtrauert (1989a, S. 25), nach der Französischen Revolution allenfalls noch im Märchen gegeben hat. Ein Beispiel. Feudalistische Zustände hin oder her, der Chefredakteur der einzigen SPD-Theoriezeitschrift ("Frankfurter Hefte/Die Neue Gesellschaft") Peter Glotz schreibt Heitmeyers Mythen fast wörtlich ab. In einem Artikel des SPD-Mitgliedermagazins "Vorwärts - Sozialdemokratisches Magazin" (Nr. 8/1989, S. 21) über die Wahlerfolge der REPs schreibt Glotz: "Die sozialen Milieus schmelzen ab". "Die Heimaten lösen sich auf". "Das Volk wird immer unsicherer, immer verschiedener, immer sprunghafter". Herre, steh uns bei! Noch schlimmer: "Die Zeiten sind vorbei, in denen man mit dem Mann auch die Ehefrau überzeugt hatte". (Das gab's in Wahrheit noch nie, deshalb hat ja Bebel sein Buch "Die Frau und der Sozialismus" geschrieben: damit sich mehr Frauen der Sozialdemokratie zuwandten statt in der Kirche Kerzen anzuzünden.) "Im 19. Jahrhundert waren Gewerkschaften und SPD schlicht 'die soziale Bewegung'". Das trifft zwar nicht die historische Wahrheit, weil es auch anarchistische, christliche und liberale Ansätze gab, aber als Mythos kommt's grad recht. "Die alte 'soziale Bewegung' lebte zusammen, arbeitete zusammen, feierte zusammen." Das trifft zwar nicht die historische Wahrheit, aber welches SPD-Mitglied kann sich heute noch ein Urteil über die damaligen tiefgehenden Streitereien, Zerwürfnisse, Gehässigkeiten, Spaltungen erlauben und Glotzens Friede-Freude-(F)Eierkuchen an der Wirklichkeit messen.

Auf derart historisch falsche Pseudoerklärungen kann man keine solide Politik gegen den Neofaschismus bauen. Wenn man sich diese Mythen mal näher ansieht, dann fallen sie zusammen, wie das stundenlang sorgfältig aufgeschichtete Kartenhaus, wenn man im muffigen Zimmer endlich das Fenster zum Lüften öffnet.

Alles das, was man uns hier mit umständlichen Worten als Neuheiten verkaufen will, kennt die Linke - ohne Romantizismus - bereits seit Februar 1848: Karl Marx und Friedrich Engels weinen im "Kommunistischen Manifest" nicht dem Feudalismus und seinen Ketten nach, sondern sehen die Veränderungen als den befreienden Fortschritt, der den Weg zur emanzipierten Gesellschaft geöffnet hat. Nun liegt es an den Menschen, ihn zu beschreiten, nicht, ihn wieder mit Pädagogisiererei zu verschließen.

Die völkische Bewegung als geistiger Vater

Das Bejammern des "Verlustes an Gemeinschaftlichkeit" und an "traditionellen Wertsystemen" (Heitmeyer 1989a, S. 26), die romantizistischen Schuldzuweisungen an die "industrielle Produktionsweise" und die Angst vor der Emanzipation hat unsere Riege mit den Vätern der völkischen Bewegung in Deutschland gemeinsam. Als sich nach der Gründung des Kaiserreiches erst Gründerfieber und dann die große Gründer-Wirtschaftskrise mit Massenelend und aufmüpfigem, streikendem Volk breitmachte, da jammerten die damals konservativen Ideologen, etwa Paul de Lagarde. Und das damalige Rezept, als Gegenmittel gegen die Forderungen der Linken nach Gesellschaftsveränderung erfunden, war vergleichbar mit der heutigen Pädagogisiererei: Lagarde wollte Veränderungen auch nur im geistigen Bereich; damals sollte eine deutsche Nationalreligion die emotionale Befriedigung verschaffen, die den ArbeiterInnen aufgrund ihrer materiellen Lebenssituation abging.
Heute ist es - zeitgemäß - die Sozialpädagogik.
Statt der faschistischen Pseudogeborgenheit jetzt die pädagogische. Und bloß nicht die Wirklichkeit verändern!

Eins ist klar: links ist das nicht.

3. Verfälschte Studien statt sauberer Wissenschaft

Heitmeyer erfüllt die minimalsten Anforderungen des gängigen wissenschaftlichen Kanons nicht. Seine Daten sind fehlerhaft, weil er bei der Datenerhebung schluderte; er verrechnet die fehlerhaften Daten mit falschen statistischen Verfahren und macht seine gesamten Aussagen über die Orientierungsmuster von Jugendlichen auf der Basis dieser verfälschten Studien. Er tut dies, obwohl es auch mathematisch angemessene statistische Verfahren gäbe. Vielleicht wären dann aber die Ergebnisse anders. Heitmeyer braucht aber Argumente, die er politisch gegen die Antifaschisten einsetzen will. Verfälscht er deshalb bewußt?

Vom Standpunkt der wissenschaftlichen Sozialforschung aus gesehen, kann man Heitmeyers Studien allenfalls als Meinungsäußerungen bewerten.

Das sieht er selbst auch so, versteckt dieses Eingeständnis aber in Fußnoten: "Zum Verständnis der Tabellen zum Handlungsrahmen ist zu berücksichtigen, daß die Ergebnisse in erster Linie dazu dienen sollen, neue Fragestellungen aufzuwerfen. Daher haben wir auch zunächst von gesonderten Signifikanzprüfungen abgesehen. Die vorsichtigen Interpretationsansätze bedürfen bei weiteren Untersuchungen eingehender statistische Überprüfungen" (1987, S.223, Hervh. d.A.). Und weiter: "Wir sind uns der Risiken von 'Typenbezeichnungen' durchaus bewußt, haben uns allerdings dafür entschieden, weil wir die Bezeichnungen als Pointierungen verstehen, von denen ein Diskussions- und Problematisierungsanreiz ausgehen kann" (S. 225, Hervh. d.A.). Diese Vorbehalte gegen seine Forschungen erwähnt Heitmeyer natürlich nicht mehr, wenn er auf ihrer Basis Politik macht!

Stichprobe: unklar

Sein Hauptwerk (1987), auf das er sich auch später immer wieder stützt, basiert auf Daten einer Befragung von 1257 16- und 17jährigen Schülerinnen und Schülern. Angaben über die Auswahlkriterien und vor allem über die Repräsentativität seiner Stichprobe fehlen weitgehend. Lediglich im Bezug auf die Schulausbildung teilt er mit, daß in seiner Stichprobe im Vergleich zur bundesdeutschen Bevölkerung gleichen Alters im Jahre 1983 die Hauptschüler überrepräsentiert sind. Sodann heißt es mager und lediglich in einer Anmerkung: "Die Auswahl richtete sich nach einer breiten sozialräumlichen (Wohnortgröße/Wohnquartiersqualität) und geographischen Verteilung" (S. 221). Was das bedeuten soll, weiß niemand; wie die "Wohnquartiersqualität" überhaupt bestimmt, gemessen, eingeordnet wurde, bleibt im Dunkeln. Im Prinzip beschränken sich somit alle Aussagen, die Heitmeyer aufgrund seiner Studie machen könnte, immer auf seine 1257 Befragten (bzw. auf wesentlich weniger, wie wir noch sehen werden). Es muß nämlich aufgrund fehlender Angaben angenommen werden, daß seine Stichprobe nicht repräsentativ war. Heitmeyer allerdings generalisiert seine Aussagen auf alle Jugendlichen schlechthin, erst recht, wenn er auf der Basis seiner Untersuchung Politik betreibt.

Tatsache ist: Wer eigentlich seine befragten Personen demographisch waren, bleibt unklar.

Daten: fehlerhaft

Offenbar war ein Großteil der Antworten, die Heitmeyer von seinen Befragten (bereits im Jahre 1984!) erhielt, unbrauchbar. Diesen gravierenden Mangel schon bei der Erhebung seiner Daten teilt er lediglich in einer Anmerkung mit: versteckt spricht er dort von "einem nachlässigen Ausfüllen der Fragebögen wie vor allem (von) dem Umstand, daß wir eine Reihe historisch belasteter, z.T. tabuisierter Fragen an Jugendliche herangetragen haben, die von ihnen nicht gern in allen Facetten beantwortet worden sind" (S. 221).

Lediglich 365 Jugendliche haben den Fragebogen vollständig ausgefüllt; über ihre emotionalen Schwierigkeiten dabei erfahren wir aber nichts Genaues. Das ist also nur noch gut ein Viertel der Stichprobe. Heitmeyer behauptet, dieses Viertel bilde "in der wichtigen Variable der beruflichen Positionierung ein Abbild der Grundgesamtheit", also der 1257 (s. 161). Wie dies auf wundersame Weise zustande gekommen sein soll, obwohl sich doch diese Auswahl der 365 nach dem Kriterium "nachlässiges Ausfüllen" ergab, auch das bleibt im Dunkeln.

Eine Klärung würde auch nicht viel retten. Denn daß seine Jugendlichen nach Heitmeyers eigener Aussage offenbar emotionale Schwierigkeiten mit der Beantwortung von Fragen hatten, ist für die Qualität der Antworten von zentraler Bedeutung, wie jeder Sozialforscher oder Psychologe weiß, der mit Fragebögen arbeitet. Heitmeyer geht darauf überhaupt nicht näher ein, obwohl aufgrund solcher emotionaler Schwierigkeiten der Befragten deren abgegebene Antworten mit ihren wirklichen Meinungen gar nichts mehr zu tun zu haben brauchen, ja möglicherweise sogar gegenteilig sind.

Tatsache ist: Aus fehlerhaften Daten kann man keine richtigen Schlußfolgerungen ziehen.

Fragebogen: unbekannt

Heitmeyer druckt weder den kompletten Fragebogen ab, mit dem er seine Daten erhoben hat, noch macht er Angaben über die Konstruktion des Fragebogens und dessen statistische Gütekriterien. Es ist somit fraglich, ob er überhaupt Gütekriterien berechnet hat bzw. ob etwaig berechnete Gütekriterien nicht sogar die Unbrauchbarkeit des Fragebogens erwiesen haben. Auf letzteres deuten z.B. die emotionalen Schwierigkeiten der Befragten mit Fragen hin: In der Sozialforschung und in der psychologischen Forschung werden als Ursache von schlecht ausgefallenen Gütekriterien meist zuerst Schwierigkeiten der Befragten mit den Fragen angenommen. Heitmeyer geht darüber hinweg.

Heitmeyer gibt an, bestimmte Fragen "von anderen Autoren übernommen" zu haben (S. 220), nennt diese Autoren jedoch nicht; die LeserInnen können sie sich kaum im Buch zusammenklauben. Dann nennt er die Fragen zu vier Inhaltsbereichen, ohne die vorgegebenen Antwortmöglichkeiten zu nennen. Wer es sich in dem chaotischen Buchkapitel über seine empirische Studie zusammenklaubt und erschließen kann, kommt zu der Feststellung, daß er offenbar Ratings erhoben hat. Eine Darstellung der Ratingskala, also der vorgegebenen Antwortmöglichkeiten der Befragten, fehlt.

Durch die fehlenden Angaben über seine Datenerhebung ist die gesamte Untersuchung und die Richtigkeit seiner Aussagen nicht mehr intersubjektiv nachprüfbar.

Tatsache ist: Die Grundbedingung wissenschaftlichen Arbeitens überhaupt, die jede/r StudentIn im ersten Semester lernt, ist verletzt.

Heitmeyer verfälscht seine Studien

Wenn man schon ausschließlich die Methoden bürgerlicher Sozialforschung anwendet (solche Leute nannte die Studentenbewegung "Erbsenzähler"), dann sollte man die Methoden wenigstens beherrschen! Heitmeyer scheint keine Ahnung davon zu haben.

Völlig absurd wird sein Hauptwerk "Rechtsextremistische Orientierungen bei Jugendlichen" (1987), wenn er an die Verrechnung seiner ohnehin schon zweifelhaften Rohdaten geht. Hier macht er die Fehler, mit denen jede/r StudentIn durchs Examen fallen würde.

Heitmeyer hat Ratings erhoben, Rangdaten, also Daten auf Ordinalskalenniveau; er wertet sie aber mit Rechenverfahren aus, die Intervallskalenniveau der Daten voraussetzen und macht anschließend seine inhaltlichen Aussagen auf der Basis der Ergebnisse dieser unzulässigen Berechnungen. Er berechnet von Rangdaten arithmetische Mittelwerte, obwohl diese mathematisch gar nicht definiert sind, untersucht und testet die Unterschiede zwischen diesen unsinnigen Mittelwerten dann mit t-Test- und F-Test-Statistiken (Varianzanalysen), Pearson-Produkt-Moment-Korrelationskoeffizienten und schließlich Faktoranalysen, alles auf der Basis seiner Rangdaten, obwohl Distanzdaten (die schwieriger zu erheben wären) für diese Rechenverfahren Voraussetzung wären. Jede Studentin lernt im 2. Semester, im Einführungskurs über statistische Methoden, daß bei diesem Vorgehen nur Unsinn, nur verfälschte Ergebnisse herauskommen können. Der Experte für mathematische Meßtheorie Bernhard Orth: "Unter Mißachtung des Skalenniveaus, auf dem bestimmte Daten liegen, lassen sich beliebig falsche Aussagen 'beweisen'" (Orth 1974, S. 30).

Benutzt Heitmeyer die falschen Rechenverfahren, um seine politisch erwünschten Aussagen "beweisen" zu können?

Orth: "So ist es z.B. nicht zulässig, arithmetische Mittelwerte, Standartabweichungen und Produkt-Moment-Korrelationen aufgrund von Daten von Ordinalskalenqualität zu berechnen, da Aussagen aufgrund dieser Statistiken (z.B. Gleichheit oder Verschiedenheit von Mittelwerten) nicht sinnvoll sind, da sich ihre Gültigkeit unter zulässigen isotonen Transformationen ändern kann" (S. 31).

Solche unzulässigen, unsinnigen, weil mathematisch gar nicht definierten Aussagen über die Gleichheit oder Verschiedenheit seiner "Mittelwerte" macht aber Heitmeyer ständig in seiner Studie. Und aus den Ergebnissen dieser falschen Studien leitet er seine politischen Ratschläge ab!

Der Laie im Bereich der sozialwissenschaftlichen Forschungsmethoden kann sich das wissenschaftliche Problem vereinfacht so vorstellen:

Meine Daten, die mir meine Befragten gegeben haben, sind Informationsträger über die Befragten. Bei 1000 befragten Personen sind diese Informationen recht unübersichtlich. Ich versuche also, meine Daten in Zahlenform zu bekommen, auf wenige, übersichtliche, aussagekräftige Statistiken zu reduzieren und wende dazu mathematische Verfahren an. So kann ich die Informationen überschaubarer machen. Daten sind verschieden informationshaltig, einige mehr, andere weniger, je nach dem, wie ich sie erhoben habe: je höher das Skalenniveau, auf dem ich gemessen habe, desto größer der Informationsgrad. Beim Verrechnen muß ich darauf achten, daß meine mathematischen Rechenverfahren - die ich selbstverständlich mit jeder Zahl einfach so und rücksichtslos durchführen könnte -, daß diese Rechenverfahren die Informationen nicht verfälschen, die sozusagen "hinter den bloßen Zahlen stehen", die sie "repräsentieren". Deshalb muß ich meine Skalenniveaus beachten, auf denen ich meine Variablen gemessen habe, auf denen die Ausprägungen meiner Variablen, meine Daten, angefallen sind. Sogenannte Rangdaten beinhalten nur Informationen über den Rang (1. Platz, 2. Platz, 3. Platz usw.); bei Distanz- oder Intervalldaten liegen auch Informationen über die Abstände zwischen den Rangplätzen vor (z.B. der 1. Platz ist doppelt so gut wie der 2. o.ä.). Diese Abstände sind bei Rangdaten mathematisch nicht definiert, manche Rechenverfahren basieren jedoch auf der Kenntnis dieser Abständen. Die Computerprogramme, die der Sozialforscher fertig kaufen und dann ohne Durchblick anwenden kann, wissen nicht, ob diese Abstände definiert sind oder nicht; für sie liegen einfach Zahlen vor, die verrechnet werden und ein Ergebnis bringen. Ob dieses Ergebnis sinnvoll ist, weiß der Computer nicht. Peinlich wird es, wenn der Forscher es auch nicht weiß.

Nehmen meine Rechenverfahren nun mit den Daten-Zahlen mathematische Transformationen vor, die auf dem vorhandenen Skalenniveau nicht zulässig sind, so können die Daten-Informationen verfälscht werden.

Heitmeyer verfährt so. Seine Aussagen müssen nach den anerkannten Regeln der Wissenschaft als nicht gültig (im Volksmund: "falsch") angesehen werden.

Der Clou: Es gäbe selbstverständlich auch andere Statistiken als die, die Heitmeyer berechnet; sowohl solche der zentralen Tendenz wie der Variabilität für Rangdaten. Die wären seinen Daten angemessen.

Und Heitmeyer kennt das Problem, d.h. er begeht diese Fehler wissentlich und bewußt. Versteckt in einer Anmerkung gesteht er: "Wir verwenden Mittelwerte in dieser Berechnung nicht ganz legitim, da die Mittelwertberechnung streng genommen gleichgroße Intervalle zwischen den Antwortmöglichkeiten voraussetzt" (S. 222). Die Erfüllung dieser Voraussetzung ist aber bei Heitmeyers Daten nicht gegeben. Weiter: "Wir nehmen den Mittelwert als groben Indikator" (ebd.).

Als groben Indikator für die richtigen Statistiken. Warum berechnet er nicht lieber gleich die richtigen?

Heitmeyers Argument vom "groben Indikator" ist so sinnvoll, als machte ich mir ein neues Buch, indem ich jedes erste Blatt aus einem Kochbuch und jedes zweite aus dem "Kapital" von Karl Marx herausreiße und zu einem einzigen Buch neu zusammenbinde. Sicher, das neue Buch ist ein "grober Indikator" sowohl für den Inhalt des Kochbuchs als auch für den von Marxens "Kapital". Dennoch ist es unsinnig, unlesbar, unbrauchbar, weil die Buchbindemethode schon im Ansatz falsch war.

Tatsache ist: Heitmeyer verfälscht die Ergebnisse seiner Studien, indem er falsche Auswertungsverfahren anwendet, obwohl ihm die richtigen zur Verfügung stünden.

Der Kronzeuge: Wenn andere fälschen,
warum soll Heitmeyer dann richtig rechnen !

Als einzige Rechtfertigung für die Fälschung seiner Ergebnisse nennt Heitmeyer einen Kronzeugen: einen Spezi von derselben Uni Bielefeld, an der Heitmeyer seine Sozialforschung betreibt. Heitmeyer, wieder nur in einer Anmerkung versteckt: "Zur meßtechnischen Verarbeitung von Daten im Hinblick auf Skalenniveaus und ihre möglichen statistischen Verfahren vergleiche ALLERBECK 1978" (S. 223). Wir haben verglichen.

Klaus Allerbeck, Soziologie-Professor in Bielefeld, schrieb im August 1978 in der Zeitschrift für Soziologie einen Artikel "Meßniveau und Analyseverfahren - Das Problem 'strittiger Intervallskalen'", in dem er die mathematische Meßtheorie der letzten 60 Jahre kurzerhand für irrelevant erklärt und nach dem Motto argumentiert: Die mathematischen Grundsätze werden eh schon hier und da mißachtet, dann mißachten wir sie doch einfach immer, das ist ja auch viel bequemer!

Allerbecks Hauptproblem: Er hat die mathematische Meßtheorie nicht verstanden. Ein Buch wie das von Orth (1974), mit dem eine Generation von StudentInnen die Geheimnisse der Meßtheorie zu durchschauen lernte, scheint er gar nicht zu kennen. Ebensowenig die grundlegenden Arbeiten von Suppes und Zinnes, die als Basis der modernen Meßtheorie im "Handbook of Mathematical Psychology" von Luce, Bush und Galanter 1963 erschienen. Aus meßtheoretischen Grundlagenwerken zitiert er, wenn überhaupt, meist nur Nebensätze; auf diese Weise sieht es dann so aus, als hätte er auch die Hauptkapitel umfassend verstanden.

Statt fundierter Literaturkenntnisse bringt Allerbeck aber etwas anderes: Er verwechselt ständig Variablen, Daten und Skalen miteinander (S. 203, 204, 205), also die Phänomene, mit denen sich die Meßtheorie befaßt.

Daten sind keine Skalen, Herr Allerbeck, sondern eben Daten. Variablen (z.B. Intelligenz) haben kein Meßniveau, Herr Allerbeck. Variablen können gemessen werden, auf bestimmten Meßniveaus, dabei fallen dann Meßwerte als Daten an; die Daten liegen dann auf einem Meßniveau oder Skalenniveau, nicht die Variablen. Variablen können auf verschiedenen Skalenniveaus gemessen werden, das gibt dann auch verschiedene Datenqualitäten. Variablen werden nicht in der Datenanalyse behandelt, Herr Allerbeck (S. 204), sondern Daten. (Sonst hieße die Datenanalyse ja vielleicht auch besser Variablenanalyse!) Nicht die Variable selbst wird in der Datenanalyse, sondern ihre jeweils gemessene Ausprägung, das Meßdatum.

Statt an die mathematische Meßtheorie hält sich Herr Allerbeck lieber an die Willkür: "Die Zulässigkeit von Transformationen, welche für die Bestimmung sowohl von Meßniveau als auch von Analyseverfahren konstitutiv ist, wird ebenso entschieden wie die ursprüngliche Definition der Variablen: durch Setzung des Forschers" (S. 204). (Nebenbei: das "sowohl als auch" ist schon schief, denn das Analyseverfahren muß sich ja nach dem Meßniveau richten.) Natürlich entscheidet über die Zulässigkeit von Transformationen nicht Herr Allerbeck, sondern es entscheiden die Gesetze der Mathematik. Dieser Forscher richtet sich mit seinen Methoden danach, welche Antorten er auf seine Fragen haben will: "Aber daß Fragestellungen, wie sie die Pfadanalyse (ein math. Verfahren, d.A.) beantworten kann, bei Annahme eines ordinalen Meßniveaus nicht einmal mehr angemessen formuliert werden können, spricht deutlich gegen eine generelle Befürwortung ordinalen Vorgehens" (S. 210). Man braucht eben bestimmte "wissenschaftliche" Aussagen, um damit Politik zu machen. Allerbeck: "Wenn Messen durch beliebige Setzung solche Kontroversen auslöst, ist nach der Rechtfertigung solchen Vorgehens zu fragen. Diese Rechtfertigung kann nur in den Aussagen liegen, welche unter Verwendung dieser Skalen und 'Meßverfahren' zustandekommen" (S. 205).

Man findet die Rechtfertigung für die mathematisch unzulässigen Rechenmethoden in der politischen Richtung der hieraus gezogenen "wissenschaftlichen" Aussagen.

All diese mathematisch-meßtheoretischen Probleme kann Heitmeyer nicht beurteilen. Er kennt auch die einschlägige Literatur offenbar nicht. Man fühlt sich genötigt anzunehmen, daß er sie auch gar nicht verstehen würde, denn er merkt ja nicht mal, daß sein Kronzeuge Allerbeck schon die Phänomene verwechselt, um die es in der Meßtheorie geht. Hauptsache, ein Kronzeuge, Hauptsache, die politische Richtung stimmt. Heitmeyers LeserInnen (SozialarbeiterInnen, SozialpädagogInnen, PolitikerInnen, JournalistInnen)werden das eh nicht beurteilen können.

Tatsache ist: Heitmeyer rechtfertigt sein fehlerhaftes Vorgehen nicht etwa wissenschaftlich, sondern mit dem Hinweis auf einen ebenso unseriösen Bekannten, Herrn Allerbeck.

Heitmeyer kann bis drei zählen, rechnet aber im Dutzend

Da fallen die kleineren Fehler Heitmeyers, die schon ausreichten, jede/r StudentIn ebenfalls durchs Examen fallen zu lassen, kaum noch auf:

Im Gegensatz zu Allerbeck, der wenigstens noch zu beweisen versucht, warum falsche Berechnungen richtig sein sollen - wobei der "Beweis" windig ist und nicht generalisiert werden kann - , im Gegensatz zu seinem Spezi-Kronzeugen also verzichtet Heitmeyer gänzlich darauf zu begründen, warum er mit den falschen und nicht mit den richtigen Verfahren rechnet. Ohne Begründung für dieses (gelinde gesagt) unübliche Vorgehen muß man von den folgenden zwei Alternativen ausgehen: entweder Heitmeyer hat keinen blassen Schimmer von den Grundsätzen der Sozialforschung und schwafelt nur; oder er verfälscht beabsichtigt, um mit bestimmten "Ergebnissen" seiner "Forschungen" Politik machen zu können.

Heitmeyer berechnet zwar Mittelwerte (unzulässigerweise von Ordinaldaten), testet die dann mit t-Tests und Varianzanalysen auf Unterschiedlichkeit und findet die Unterschiede signifikant (d.h. überzufällig); er gibt jedoch kein Signifikanzniveau an, auf dem getestet wurde. Er sagt lediglich allgemein und wissenschaftlich unüblich in einer Anmerkung: "In diesen Berechnungen werden nur signifikante Ergebnisse angegeben" (S.222). (Nebenbei: Er meint: In diesem Buch werden nur die Berechnungen mit signifikanten Ergebnissen angegeben.) Ob die Wahrscheinlichkeit eines falschen Ergebnisses bei ihm bei 50%, bei 10% oder (wie es wissenschaftlich üblich ist) bei 1%, höchstens 5% liegt, das bleibt unklar. Bei Heitmeyers unüblichem Umgang mit den Forschungsmethoden und -konventionen muß man das Schlimmste annehmen!

Wenn schon die Angaben über das Signifikanzniveau fehlen, wundert es nicht, daß Heitmeyer auch keine Angaben über die Effektstärke macht. Heute lernt jede/r StudentIn in der Statistikausbildung, daß ein signifikantes Testergebnis noch gar nichts aussagt, solange nicht auch die Effektstärke berechnet und in die Interpretation der Ergebnisse einbezogen wurde (vgl. in der deutschsprachigen Literatur z.B.: Bredenkamp 1972).

Heitmeyer testet seine Daten, bevor er sie der Varianzanalyse unterzieht, auf Varianzhomogenität. Das sieht nach erhöhtem Raffinement und vertieften Methodenkenntnissen aus. Tatsächlich enthalten Ordinaldaten aber gar keine Informationen über Varianzen im Sinne der Varianzanalyse, da solche Informationen erst bei Daten auf Intervallniveau definiert sind. Heitmeyer testet zwar raffiniert, aber das falsche Objekt. Die seinen Daten angemessenen Variabilitätsmaße für ordinales Skalenniveau berechnet er dagegen nicht; die Möglichkeit der Berechnung einer angemessenen sogenannten "Rangvarianzanalyse" ergreift er ebenfalls nicht.

Er rechnet eine Clusteranalyse (mit seinen unzulässigen Mittelwerten; wie soll da was Richtiges rauskommen!) und macht aufgrund ihrer Ergebnisse seine zentralen inhaltlichen Aussagen über die "Orientierungsmuster rechtsextremistischer Jugendlicher". D.h.: der Hauptpunkt seiner Forschungen, um den sich alles dreht, die "Orientierungsmuster", erhält er mit falschen Methoden aus fehlerhaften Daten. Er gibt in seinem Buch dann aber gar nicht die tatsächlichen Ergebnisse, sondern erfundene zum Besten: "Um die Kontur zu verdeutlichen, haben wir zur Illustration jeweils ein 'typisches' Orientierungsmuster konstruiert. Es ist zu betonen, daß es sich dabei nicht um authentische Aussagen handelt, deshalb sind es hypothetische Aussagen, von denen angenommen wird, daß sie in den verschiedenen Gruppen konsensfähig wären" (S. 161, Hervh. i.O.). Später heißt es dann ungeachtet dieses Eingeständnisses: "Beziehen wir diese empirisch aufzufindenden Orientierungsmuster der Gruppierungen von Jugendlichen auf das Kategoriensystem des identitätstheoretischen Konzeptes, dann lassen sich folgende Ergebnisse herausschälen" usw. (S. 167, Hervh. d.A.). Erst erfindet er was und dann will er es in der Wirklichkeit aufgefunden haben. Wenn das keine Verarschung ist!

Schließlich rechnet Heitmeyer auf der Basis seiner unzulässigerweise berechneten Korrelationen auch noch Faktorenanalysen. Die Faktorenanalyse ist eine der kompliziertesten und mathematisch haarigsten statistischen Analysemethoden. Zur Beurteilung der Frage, ob die gerade gerechnete Faktorenanalyse etwas taugt, ob aus ihren Ergebnissen überhaupt sinnvolle inhaltliche Schlüsse gezogen werden können, sind eine ganze Reihe von Gütekriterien zu beachten. Heitmeyer führt kein einziges an. Es ist zudem völlig ungeklärt, wie sich die Informationen seiner Rangdaten bei den zahlreichen komplizierten mathematischen Transformationen, die die Faktorenanalyse mit den Daten anstellt, verhalten. Faustregel wiederum: Distanzinformationen, die die Faktorenanalyse braucht, um zu sinnvollen Ergebnissen zu gelangen, enthalten Heitmeyers Rangdaten gar nicht. Zu erwarten, daß er die mathematischen Diskussionen der 60er/70er Jahre um dieses Rechenverfahren kennt (im deutschsprachigen Raum führten die Arbeiten von Merz und Kalveram dazu, daß die Faktorenanalsye in der Psychologie fast gar nicht mehr angewendet wird, vgl. Jüttemann 1973), das wäre wohl zu viel verlangt. Das fertig eingekaufte Computerprogramm liefert ihm derart bequem die Möglichkeit, die Faktorenanalyse "einfach mal zu rechnen", was soll er sich da mit dem Verständnis ihrer mathematischen Voraussetzungen lange abmühen.

Tatsache ist: Heitmeyers Hauptforschungsergebnisse, die seinem Buch sogar den Titel gaben ("Rechtsextremistische Orientierungen bei Jugendlichen"), beruhen auf fehlerhaften Daten und falschen Auswertungsmethoden.

4. Zusammenfassung

Der sozialdemokratische Rechtsextremismusforscher Wilhelm Heitmeyer, soeben in eine Arbeitsgruppe beim SPD-Parteivorstand berufen, die die SPD-Politiker im Umgang mit dem Neofaschismus beraten soll, hat vor allem einen Gegner: den Antifaschismus. Heitmeyer fälscht seine Studien, erforscht die "rechtsextremistischen Orientierungsmuster bei Jugendlichen" auf der Basis fehlerhafter Daten und leitet daraus politische Schlußfolgerungen und Ratschläge ab. Sein ausschließlicher Bezug auf Jugendliche geht nach der Wahlanalyse des Statistischen Bundesamtes gänzlich fehl. Er sucht die Gründe für den Neofaschismus nicht in politisch-ökonomischen Ursachen sondern auf der Linken: Die Verwirklichung der Gewerkschaftsforderungen nach sozialer Sicherheit oder die Emanzipation der Frau von patriarchalischer Unterdrückung sind für ihn die letzten Ursachen des Neofaschismus, Proteste gegen Neonazis würden diesen nur Angst machen und sie in ihrer Haltung bestärken. Statt in den bestehenden Interessenskonflikten zwischen Kapital und Arbeit linke gesellschaftsverändernde Politik zu machen, setzt Heitmeyer auf Psychologie: die ArbeitnehmerInnen sollen die Risiken der kapitalistischen Gesellschaft besser ertragen lernen.

Heitmeyers Rezepte ergänzen die Lücken, die Claus Leggewie noch gelassen hat: Wo der erstarkende Neofaschismus lediglich als Normalisierung gesehen wird, nicht als Gefahr, die bekämpft werden muß, da reicht "Jugendarbeit" allemal aus, um ein paar ängstliche Teenies von individuellen Gewalttätigkeiten fernzuhalten.

Leider leben wir aber in einer anderen Gesellschaft, als sie in den Phantombildern der Heitmeyer und Leggewie aufscheint.
 

Literatur

Claus Leggewie: Die Republikaner - Phantombild der neuen Rechten, Berlin 1989
Wilhelm Heitmeyer: Rechtsextremistische Orientierungen bei Jugendlichen, Weinheim und München 1987
W. Heitmeyer und Kurt Möller: "Nazis raus aus dieser Stadt!"?, in: deutsche jugend, 1/1989, S. 19-33 (als 1989a zit.)
W. Heitmeyer: Jugend auf dem Weg nach rechts?, in: Arbeitshefte, Ztschft. der Juso-Hochschulgruppen, Nr.84, Bonn 1989 (als 1989b zit.)
Der Bundesminister des Innern: Verfassungsschutzbericht 1988, hekt.
Karl Marx und Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei, London 1848
Bernhard Orth: Einführung in die Theorie des Messens, Stuttgart 1974
P. Suppes und J.L. Zinnes: Basic maesurement theory, in: R.D. Luce, R.R. Bush und E. Galanter: Handbook of mathematical psychology, New York 1963
Klaus R. Allerbeck: Meßniveau und Analyseverfahren - Das Problem "strittiger Intervallskalen", in: Ztschft. f. Soziologie, 1978,3,S. 199-214
Jürgen Bredenkamp: Der Signifikanztest in der psychologischen Forschung, Frankfurt a.M. 1972
Gerd Jüttemann: Empirische Beiträge zur faktorenanalytischen Intelligenzforschung, Diss. Kiel 1973

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Siehe auch:
Peter Kratz: Rechte Genossen. Neokonservatismus in der SPD, Berlin 1995
 

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