Nach Florian Gersters Fall ---
Von denen, die den Leiter des BIFFF..., Peter Kratz, 1994 in der SPD absägten, stehen jetzt nur noch:
 
 
Drei letzte Mohikaner
 

Ja, was sagen Sie, Herr Kratz, denn zu Gersters Fall?
"Das ist ein köstliches Programm! Ich sitze da und schaue, wie einer nach dem anderen fällt: Schinzel, Wallow, Lölhöffel, Gerster sind schon weg. Die nächste wird dann wohl Ulla Schmidt sein, deren Gesundheitsreform schon völlig zerfleddert ist, und dann ist Peter Struck schon der vorletzte von denen, die damals gegen mich auftraten. Ich hab bestimmt noch zehn vergessen, genau, der Scharping zum Beispiel, der hat es ja auch schon hinter sich!"
Die Mohikaner heißen Schmidt und Struck?
"Ja, und trotzdem sind es drei --- ein Rätsel ohne Gewinnchance."

Ja, weiß man denn noch, wie alles anfing? Im Januar 1994 machte das BIFFF... ja wohl bekannt, daß Florian Gerster als Vorsitzender eines "Gesprächskreises Sicherheit und Abrüstung" der Friedrich-Ebert-Stiftung mit seinem Titel "Minister für Bundesangelegenheiten und Europa, Rheinland-Pfalz" zu einer Diskussion über das Thema "Bundeswehr 2010" (!) einlud. Aufs Podium geladen: Der Neofaschist Alfred Mechtersheimer, mit dem Gerster sein Steckenpferd diskutieren wollte: weltweite Einsätze von Bundeswehrsoldaten. Sozialabbau, Militär und Faschismus gehören in Deutschland wohl immer zusammen?

"Ich verkaufte damals meine Arbeitskraft an den SPD-Abgeordneten Hans Wallow, ein Gegner der militärischen Spielchen Gersters, der im übrigen Gerster öffentlich als 'Verteidigungsminister von Rheinland-Pfalz' verulkte. Das konnte der natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Irgendwann kam Wallow mit dem Gerster-Mechtersheimer-Flugi des BIFFF... ins Büro und sagte zu mir: Das verteilt der Gerster im SPD-Landesvorstand, um mir zu schaden, weil Du für mich arbeitest. Na, was glauben Sie, wie ich geguckt habe: 'Was!? Der Gerster als Landesminister verteilt meine Flugis weiter?' Damals wurde mir schlagartig klar, daß Florian Gerster ein wahrer Großpolitiker ist, der immer das richtige Papier in den Händen hält, damals BIFFF...-Flugblätter und jetzt eben Verträge mit Roland Berger, ... "
Der Volksmund sagt doch wohl: Wer so was tut, tut auch was anderes.
"... und Gerster hat ja nun auch ein großartiges Ende gefunden. Da gab es doch letzte Woche zwei öffentliche Rechtfertigungen, die von Gunther von Hagens und die von Florian Gerster. Wer von denen hatte eigentlich den Hut auf? Aber die Gerster-Sache 1994 war nicht der Anfang der SPD-Amigo-Affäre, das fing ja schon früher an."

Lölli ließ nicht locker

Richtig, da war doch was mit einem damals bekannten SPD-nahen Journalisten, der mit falschem Namen auftrat?
"Nicht ganz falsch. Der hieß richtig Hans Bruno Helmut Lölhöffel von Löwensprung, aus einem 'Geschlecht' von Fünfzehnhunderttubbak, aber alle dachten, er hieße Helmut Lölhöffel. Sein Vorleben als Neonazi-Aktivist und Sproß einer Nazi-Familie, das wir publik gemacht hatten, war seinen Kollegen anfangs ja noch unbekannt, auch, daß er 1990 noch als Informant der Nazi-Sekte Deutsche Unitarier über Antifaschisten quatschte. Der Wirrkopf hatte noch in den 60er Jahren den Hitlerjugend-Führer Baldur von Schirach verehrt, dessen Hitlerjugend-Marsch als vorbildlich zitiert und versucht, Jugendliche zum Neonazismus zu verführen. Nachdem wir das bekannt gemacht hatten, weil er uns 1990 immer noch bei diesen Nazis denunzierte, prozessierte er fast zwei Jahre lang vergeblich gegen mich und verlor hundertprozentig. In meinem Kopf hieß der nur noch 'Lölli', das steht auch in den Prozeßakten irgendwo als Randnotiz."

Manch Journalist rieb sich ja die Augen, als man uns zu Weihnachten 2000 ausgerechnet diesen Lölhöffel als neuen Sprecher des Berliner Senats auftischte, und der dann aber schon wenig später wieder abserviert wurde?

"Ja, warten Sie! Noch sind wir ja im Jahre 1992, als ich gerade den Lölhöffel-Prozeß gewonnen hatte. Kurz danach, im August, trat ich meine Arbeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Wallow an. Am Ende der ersten Arbeitswoche, Freitag Nachmittag, ich war alleine im Büro, klingelte das Telefon, ich sagte mein Sprüchlein auf: 'Büro Abgeordneter Wallow, Kratz, guten Tag', Schweigen in der Leitung, ich: 'Hallo?', sagt eine Stimme, die ich natürlich nach zwei Prozeßjahren sofort erkannte, ohne sich mit Namen zu nennen: Ja, äh, wieso, ich hätte gerne den Herrn Abgeordneten gesprochen. Der war am Freitag Nachmittag natürlich längst im Wahlkreis. Kam aber die nächste Woche wieder und bat mich in sein Büro: Mach mal die Tür zu! Ich hab da ein Problem, ich bin angesprochen worden, was hast Du denn mit dem Lölhöffel? Dann gab es noch ein 'klärendes Gespräch' zu dritt, bei dem Lölli verlangte, ich solle öffentlich widerrufen. Als ich erklärte, es sei ja wohl ich, der den Prozeß gewonnen habe, sprang Lölhöffel auf und rannte schreiend aus Wallows Büro: 'Das hat ja überhaupt keinen Sinn mit dem!' Am Monatsende hatte ich die Kündigung auf dem Tisch, aber Wallow sagte: Du bis ein guter Mann, Du kannst für mich weiter arbeiten, dieselbe Arbeit, aber für weniger Geld! Tja, so waren sie 1994 schon, die Sozzen. Weil ich meine
Arbeitskraft verkaufen mußte, hab ich unterschrieben. Na ja, der Wallow hat sich dann ja 1999 auch selbst abjesächt, der steckt ja nu ooch schon untam 'Mantel der Gichichte'."

"De Ulla Schmidt"

Aber vorher wurden noch Geschosse gegossen gegen die Aachener Genossin Ulla Schmidt, die jetzt noch als Munition in den Schubladen der Journaille liegen - fragt sich nur, wann sie ergriffen werden!
"Allerdings. Fragen Sie mal den 'stern', der hat am 16. 3. 1995 gedruckt, daß er die Schränke voll hat! Ich kam ja aus der klebrigen Lölli-Sache in die schmierige Schinzel-Ulla Schmidt-Affäre, ohne es zu wissen. Wir hatten 1994 ein Flugblatt rausgebracht zu dem Aachener SPD-Europaabgeordneten Dieter Schinzel, der gemeinsam mit Alfred Mechtersheimer das Deutsch-Arabische Friedenswerk führte, ein rechtsextremer Sumpf, obwohl der Schinzel ja mal als Linker gegolten hatte, damals in den Siebzigern. Aber 1994 brauchte der jedes Geld der Welt, egal woher, auch mit Hilfe Mechtersheimers, und was ich nicht wußte: inzwischen war der Schinzel ein Freund vom Wallow, in dessen damaligen Wahlkreis übrigens Bad Neuenahr mit einem wunderschönen Spielcasino liegt. Und als ich wieder mal Telefondienst hatte im Büro, da klingelte es und eine Stimme in der Leitung sagte mit einem Dialekt, den ich aus meiner Heimat gut kannte:
Hier is de Ulla Schmidt. Jibb mr mal Deinen Chäääf!
De? De Ulla? Mir sind Menschen, die sich selbst in der dritten Person ansprechen, seit je her nicht geheuer. Da wußte ich: die Schlinge zieht sich zu. Das war Anfang 1994. Was ich noch nicht, aber der 'stern' offenbar schon, wußte: Schinzel und Schmidt waren durch die Spielcasinos gezockt, wo Schinzel sein Vermögen verloren hatte, und zum Ausgleich hatte er sich bei Parteifreunden 'was geliehen', und zwar was mit vielen Nullen hinten dran, wie später in den Zeitungen stand, und nun konnte er es nicht zurück bezahlen, obwohl er als MdEP ganz gut absahnte."

Faschos, Falschgeld und Genossen

"Es kommt Druck aus der Fraktionsspitze, wurde mir dann vom 'Chäääf' gesagt, es ist Wahljahr, und in der Fraktion saß 'de Ulla' nun mal im Vorstand, -- ich kann Dich nicht mehr halten, auch wenn Du gut arbeitest, leider, wir müssen einen Auflösungsvertrag abschließen! Hab ich nicht schon genug schlechte Verträge bei Dir unterschrieben, gab ich zurück, wenn Du mich los werden willst wegen meiner Antifa-Arbeit, dann mußt Du kündigen, und es gibt einen Arbeitsgerichtsprozeß mitten im Wahlkampf, weil ich nach 16 Jahren als Mitarbeiter von SPD-Abgeordneten unkündbar bin. Dann wird Schinzel gegen Dich aussagen!, kam es vom 'Chäääf' zurück. Er müsse jetzt erst mal in die Fraktion zu Struck (damals Fraktionsgeschäftsführer), um alles weitere abzuklären, und: Du bist untragbar geworden mit Deinen Flugblättern usw. Gesagt, getan, gekündigt, und als der Termin am Arbeitsgericht anstand, saß Kronzeuge Schinzel nicht auf der Zeugenbank, sondern --- in Untersuchungshaft, weil er in flagranti beim Versuch festgenommen worden war, Millionen gefälschte Schweizer Franken gegen echte D-Mark zu verkaufen --- an einen verdeckten Ermittler der Polizei! Schinzel war nicht der einzige Depp in der Affäre."

Der "stern" schrieb zum Prozeß gegen ihn 1995 auch über die Verwicklungen seiner besten Freundin Ulla Schmidt, und daß sie in der Bar ihrer Schwester bei einer Polizeirazzia, bei der gewaltpornographische Filme beschlagt worden seien, als "Bedienungspersonal" angetroffen worden war. Als sie prominent wurde, sollte sie erpreßt werden, und in einem Gerichtsverfahren, das als "Kasino-Prozeß" durch die Presse ging, mußte 'de Ulla' das alles eingestehen. Wer so was tut, sagt der Volksmund, der tut auch was anderes. Nun, wenn man eine Bar betritt, rechnet man ja damit, daß man nach Strich und Faden ausgenommen wird. Womit muß man rechnen, wenn eine frühere Gelegenheits-Bardame zur Gesundheits- und Sozialministerin gemacht wird?
"Ja, was weiß ich!"
Im Schmidt'schen Gesundheits-Roulette zahlen jetzt ja wohl die Patienten?
"Sind denn BIFFF...-Mitglieder nicht Beihilfe-berechtigt?"
Also, jetzt mal bitte, ja! Wie ging denn nun 1994 Ihr
Arbeitsgerichtsprozeß aus, als Schinzel im Knast saß und Gerster natürlich nicht zugunsten seines Verulk-Feindes Wallow aussagen würde?
"Vergleichsweise. Ich wurde bei vollem Gehalt neun Monate lang beurlaubt, bis die Legislaturperiode zu Ende war. Am Ende der Legislatur enden ja auch die Verträge der Abgeordnetenmitarbeiter. Ich verzichtete auf mein Recht, für mein Gehalt auch arbeiten zu dürfen --- lachen Sie nicht, so was kann man einklagen! Ich behielt meinen Bundestags-Hausausweis - den hab ich heute noch, aber er ist ja abgelaufen - und die Parkkarte für die Tiefgarage, weil die Beurlaubung ja theoretisch jederzeit widerrufen werden konnte, und so konnte ich mit Hilfe der Bundestagsbibliothek, die übrigens sehr gut ausgestattet ist, mein Buch 'Rechte Genossen. Neokonservatismus in der SPD' schreiben, in dem die heutige Sozialkahlschlag- und Weltmacht-Politik Schröder-Deutschlands bereits beschrieben und abgeleitet wurde. Das Buch erschien 1995 kurz nach dem Ende meines Arbeitsvertrages."

Der vorletzte Mohikaner

Und der arme Wallow stand mitten im Wahlkampf ohne Mitarbeiter da?
"Nee, nee, die Fraktion hat wohl für Ersatz gesorgt, das muß Peter Struck als Geschäftsführer irgendwie so gedreht haben, nehme ich an. Das hat mir der Wallow noch erzählt: Die Fraktion kommt für meinen Schaden auf, weil Du jetzt in Deinem Dauerurlaub meine Mitarbeiterpauschale belastest und ich aber im Wahlkampf dringend die Arbeitskraft brauche. Oder so ähnlich. Und die Fraktionsspitze, das waren ja Scharping, Struck, Ulla Schmidt usw. Was da genau gedreht wurde, weiß ich nicht. Ob Struck jemanden abgestellt hatte aus der Fraktion für Wallows Büro, obwohl Fraktion und Abgeordnete ja getrennte Töpfe sind, ob die dem direkt Geld gegeben haben oder ob andere Abgeordnete aus ihrer Pauschale was abgegeben haben für eine Neueinstellung, 'poolen' nennt man das ja, eher unwahrscheinlich im Wahlkampf, wo jeder den letzten Groschen für sich selbst verplant --- irgendwo muß die Kohle ja wohl hergekommen sein, ich weiß es nicht, man hat es mir nicht erzählt. Ich weiß nur, daß Wallow in der ganzen Affäre nichts ohne die Fraktionsspitze unternommen hat, gar nichts. Sogar sein Anwalt am Arbeitsgericht kam von der Fraktion. Es war ja auch alles etwas heikel. Vielleicht lesen Sie diese oder andere unbekannte Details ja mal im 'stern' oder so! Denn, wie der Volksmund schon sagt: Wer so was tut, ..."                                     Januar 2004
 

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