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warum thilo sarrazin in der spd bleiben soll

"sozialistische eugenik", magnus hirschfeld, klaus wowereit, die fabianer


in einem bemerkenswerten artikel mitte september in "Die Zeit" erklärt der spd-vorsitzende sigmar gabriel, dass thilo sarrazin wegen seines sozialdarwinismus aus der spd ausgeschlossen werden muss:


(bifff...-screenshots von "Zeit Online")

klaus wowereit, gabriels stellvertreter, findet dagegen in seinem buch "... und das ist auch gut so. Mein Leben für die Politik" den sozialdarwinismus schau, glaubt sogar, ihm verdanke er, der genetisch ach so starke, seine karriere:


(bifff...-scan aus seite 82 des wowi-buches)

auch hält sich der "Hobby-Darwin" wowereit wohl selbst für einen großen genetiker und seine politische karriere bis zum einzig wahren kanzlerkandidaten und weltpolitiker fürs deutsche nationalinteresse für ein keineswegs "absurdes" ergebnis des "vorteilhaften" sozialdarwinismus:


(bifff...-scan aus seite 90 des wowi-buches)

wer also müsste auch noch (und wegen seiner hohen parteifunktion wohl mal zuerst!) ausgeschlossen werden?

bemerkenswert war auch gabriels erwähung der begriffe "rassenhygiene" und "eugenik", die die politische schlussfolgerung des sozialdarwinismus darstellen; sarrazins thesen griffen hierauf zurück, kritisierte gabriel, sie wiederholten die alten fehler vom beginn des zwanzigsten jahrhunderts, die schließlich "nach auschwitz" führten:






(bifff...-screenshots von "Spiegel Online")

in seinem "Zeit"-artikel schrieb gabriel es alledings etwas anders, abgeschwächter:




(bifff...-screenshots von "Zeit Online")

nun aber verleiht die "AG Lesben und Schwule in der SPD Berlin (Schwusos)" den "Magnus-Hirschfeld-Preis", benannt nach dem eugeniker, arzt - wenngleich auch medizinischer scharlatan - und "sexualforscher", der nicht nur in der "Gesellschaft für Rassenhygiene" mit späteren nazi-rasseideologen zusammenarbeitete, sondern dessen medizinisches kerngebiet die erbberatung für eheleute war, um genau die höherzüchtung von menschen zu erreichen, die auch sarrazin vorschwebt. und die spd forderte in den letzten jahren auch schon mal die errichtung einer "Maguns-Hirschfeld-Stiftung".

schon 1985, am beginn der hirschfeld-renaissance, hatte der sexualwissenschaftler volkmar sigusch in "Der Spiegel" vor dem eugeniker hirschfeld gewarnt und ihn zitiert:

(bifff...-screenshot aus dem sigusch-artikel im archiv von "Spiegel Online") 

"Die Eugenik", so hirschfeld, "bezweckt durch Hervorbringung besserer und glücklicherer Menschen die Entstehung einer besseren und glücklicheren Menschheit." hirschfeld habe sich auch, so sigusch, "für die 'Ausjätung schlechter Menschenkeime' ausgesprochen" und im August 1933 - nachdem die nazis das erbgesundheitsgesetz in kraft gesetzt hatten, das bereits zuvor im preußischen landtag und im strafrechtsreformausschuss des reichstages maßgeblich von der spd-fraktion ausgearbeitet worden war - geschrieben: "Man muss die Hitlerschen Experimente abwarten, ehe man sich darüber äußert."

in seinem berliner "Institut für Sexualwissenschaft" hatte hirschfeld einen vortragssaal nach ernst haeckel benannt, dem posthum von den nazis hoch geehrten anführer des deutschen sozialdarwinismus. und selbst hirschfelds heutige fanatische und wisssenschaftlich gänzlich unseriöse anhänger von der berliner "Magnus-Hirschfeld- Gesellschaft e.V." konnten nicht umhin, in ihren "Mitteilungen der Magnus-Hirschfeld- Gesellschaft" in den neunziger jahren hier und da zentrale aussagen ihres idols zu zitieren, wie zum beispiel: "Eugenik" sei "ein Kernstück der ganzen Sexualwissenschaft", die auf die frage hinaus laufe: "Wer darf heiraten? Wer darf nicht heiraten?"

das bifff... hat seit jahren immer wieder - und wird es in den nächsten jahren immer weiter tun - darauf hingewiesen, dass hirschfeld, den die spd weit über die berliner landesgrenzen hinaus als einen der ihren reklamiert, zu den tragischen geistigen vorbereitern der nazi-verbrechen zählte, die dann selbst zu opfern dieser verbrechen wurden.

man könnte jetzt gegen wowereits gen-stolz spotten, dass hirschfeld doch gerade die homosexuellen als genetisch minderwertig ansah, weshalb er den paragraphen 175, der sie in die heterosexuelle ehe zwinge, abschaffen wollte, um ihre angeblich degenerierte nachkommenschaft zu verhinden, die den volkskörper immer weiter  vergifte. doch ist das leid, das die ideen des sozialdarwinismus über die menschen gebracht hat, zu groß, um noch spott zuzulassen.

wowereit denkt, spricht und schreibt wie sarrazin. das hat er immer wieder bewiesen, auch, als er bekannte, seine kinder, wenn er welche hätte, würde er nicht in eine kreuzberger schule schicken, in der mehrheitlich kinder aus migrantenfamilien säßen. deshalb ist die solidarität mit seinem langjährigen senator, der erst von wowereit zum bedeutsamen politiker gemacht wurde, in der berliner spd besonders groß, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtete:




"sozialistische eugenik"


auf dem höhepunkt und zum ende des organisierten medien-hypes, der sarrazin zum multimillionär machte, fasste "Der Tagesspiegel" sarrazins thesen über sex und unerwünschte bevölkerungsentwicklung zusammen:



das genau war schon der ausgangspunkt der britischen fabian society gewesen, einer der wichtigsten quellorganisationen der sozialdemokratischen labour party, die sich massiv gegen die einwanderung von polnischen und russischen juden nach großbritannien stark machte. fabian-mitgründer sidney webb - wie sarrazin ökonom -  hatte 1907 im "Fabian Tract No. 131: The Decline in the Birth-Rate" geschrieben: "In Great Britain at this moment, when half or perhaps two-third of all the married people are regulating there families, children are being freely born to the Irish Roman Catholics and the Polish, Russian and German Jews, the thriftless and irresponsible ... This can hardly result in anything but national deterioration ... or this country falling to the Irish and the Jews." webb war einer der einflussreichsten theoretiker der britischen labour party, verfocht den imperialismus des empire und war 1929 bis 1931 kolonialminister der zweiten britischen labour-regierung.

"Um einer weiteren Verschlechterung der Rassensubstanz, ja dem Selbstmord der Rasse vorzubeugen", so webb, sei die staatliche fortpflanzungssteuerung nötig. das entspricht inhaltlich bereits dem buchtitel sarrazins. für webbs frau beatrice, mit der er gemeinsam die fabian society innerhalb der labour party führte, stellte die jüdischen einwanderer "eine ständige Gefahr der Herabwürdigung" des nationalcharakters der engländer dar.

karl kautsky, ebenfalls volkswirt, einer der wichtigsten theoretiker der deutschsprachigen sozialdemokratie, der sich selbst als marxist verstand, aber auch ernst haeckels sozialdarwinismus studierte, hatte sich schon 1892 für eugenik und rassenhygiene ausgesprochen und 1910 in seiner schrift "Vermehrung und Entwicklung in Natur und Gesellschaft" geschrieben: "Ein neues Geschlecht wird entstehen, stark und schön und lebensfreudig, wie die Helden der griechischen Heroenzeit, wie die germanischen Recken der Völkerwanderung, die wir uns als ähnliche Kraftnaturen vorstellen dürfen, wie etwa heute noch die Bewohner Montenegros." marx und engels (die kautsky aus seiner londoner zeit, in der er die fabian society kennenlernte, persönlich kannte) hätten sich im grabe umgedreht!

kautskys und etlicher anderer spd-größen stichwort bei der propagierung der eugenik war "menschenökonomie": die menschen sollten volkswirtschaftlich kalkulierbar werden, ihre existenz sollte sich rechnen. für wen eigentlich? kautsky wollte doch "marxist" sein!

die spd-landtagsfraktionen des preußischen, thüringischen und sächsischen landtages und spd-mitglieder im strafrechtsreformausschuss des reichtages, darunter auch der zweimalige spd-ministerpräsident bayerns nach dem zweiten weltkrieg, der jurist wilhelm hoegner, propagierten in den zwanziger und frühen dreißiger jahren eugenische positionen bis hin zu mehr oder weniger erzwungenen sterilisationen "asozialer".

1931 beschloss die spd auf ihrem leipziger parteitag die errichtung eugenisch ausgerichteter sexual- und eheberatungsstellen, hoegner wollte 1931 sogar gemeinsam mit der nasdap (!) im reichstag die "Unfruchtbarmachung von Verbrechern" als ein ziel eugenischer spd-politik durchsetzen.

anwärter auf den 1987 gestifteten "Wilhelm-Hoegner-Preis" der bayrischen spd-landtagsfraktion zur ehrung von "
Persönlichkeiten, die sich in besonderer Weise um den Erhalt und die Sicherung der Freiheits- und Bürgerrechte im Sinne Wilhelm Hoegners verdient gemacht haben
", könnte also sarrazin sein. "Wäre es 1931 zur Abstimmung (im Reichstag) gekommen, hätte die SPD die nationalsozialistische Schützenhilfe für die eigene Sterilisationspolitik vermutlich nicht zurückgewiesen", schließt michael schwarz in seiner studie "Sozialistische Eugenik" (siehe unten). es kam jedoch nicht zur abstimmung, und zwar nur deshalb, weil sich jüdische mitglieder der spd-reichstagsfraktion von der bereits angekündigten rassistischen zuspitzung der eugenik durch die nsdap (hier wurde bereits verlangt, auch alle juden zu sterilisieren) bedroht fühlten. große teile des spd-gesetzesvorschlags setzten die nazis dann drei jahre später und nach dem verbot der spd alleine durch.

und immer die "kinderwagen" aus den ghettos

bemerkenswert ist, dass erst sarrazins bezug auf die "sozialistische eugenik" im jahr 2010 zu seinem parteiausschluss führen soll, nicht aber sein "kopftuchmädchen"- ausspruch von 2009, der derselben geisteshaltung entspringt, aber die viel entsetzlichere abwendung von den menschenrechten beinhaltet und direkt an die vernichtungspraxis der nazis anzuknüpfen scheint. sein satz: "Ich muss niemanden anerkennen, der ... ständig neue kleine Kopftuchmädchen produziert", zeigt, wie sarrazin diejenigen menschen, die er verabscheut, entmenschlicht. "niemanden anerkennen" heißt, niemanden als menschen und mitbürger anerkennen. das ist der kern seiner aussage aus dem "Lettre International"-interview aus dem jahr 2009, das keineswegs zu seinem parteiausschluss führte. im gegenteil: ein ausschlussverfahren aufgrund dieses interviews endete damit, dass eine schiedskommission der spd diesen ausspruch ausdrücklich als im rahmen der deutschen sozialdemokratie möglich beurteilte.

aber dieser sarrazin-satz beinhaltet dieselbe ideologie, die es dem christlich erzogenen ss-mann "ethisch" ermöglichte, rassismus praktisch werden zu lassen: der mutter das kind von der brust zu reißen und, an den beinchen gepackt, kopf zuerst, gegen die ghettomauer zu schleudern. war doch eh nur noch ein weiterer "judenbengel", kein menschenkind -- so wie sarrazins "kopftuchmädchen" nicht mehr das kind liebender und sich liebender eltern ist, sondern nur noch "produziert" wird, und zwar "ständig neu". kein gabriel dachte 2009 an sarrazins parteiausschluss! das zeigt die ganze verkommenheit der heutigen sozialdemokratie.

im "Welt"-interview sarrazins ende august 2010, in dem er das "Juden-Gen" erfand, das schließlich den ausschlag zum parteiausschlussverfahren gab (nachgedruckt von der "Berliner Morgenpost"), brachte wowereits ex-senator eine sprachlich abgeschwächte version den entmenschung der muslime, die aber noch deutlicher auf die vernichtungs-ghettos verweist: "schon wieder ein Kinderwagen"!


(bifff...-screenshot von "Berliner Morgenpost" online)

das kind der liebenden muslimischen eltern aus kreuzberg -- für sarrazin, wowereits langjährigem finanzsenator, mit dem wowereit immer "gut zusammen gearbeitet" hat, war es immer nur ein kostenfaktor für das "wir" der berliner rot-roten koalition, der eliminiert werden muss.

deutschland erwacht schon wieder

die reaktion des schriftstellers der "68er"-bewegung, peter schneider, der zeitweise im wahlkampfteam willy brandts reden schrieb, auf den abscheu, der sarrazins thesen erregte, zeigt die verheerende wirkung, die die fehlende aufarbeitung der mitverantwortung der sozialdemokratie am komplex auschwitz und die verlogene selbstdarstellung der sozialdemokratie als bloßes opfer des faschismus bis heute hat. in der zeitweise spd-eigenen "Frankfurter Rundschau" kommentierte schneider zustimmend den sarrazin-hype als deutschlands neuerliches erwachen:

 
(bifff...-screenshot von "Frankfurter Rundschau" online)

im interview mit dem "Tagesspiegel" sonnt sich sarrazin darin, mit drohendem unterton gegen seine gegner:


(bifff...-screenshot von "Der Tagesspiegel" online)

gabriel aber machte in der "Bild am Sonntag" gleich wieder einen rückzieher: nur die "perversion" der rassenhygiene/eugenik
(in einem fernsehinterview: "extremste perversion") habe nach auschwitz geführt, so, als gebe es auch eine gut gemeinte tradition der verdinglichung des menschen zu einem bloßen kostenfaktor:




(bifff...-screenshots von "bild.de")

schlimmere als sarrazin, dass müssen diejenigen sein, die er mit der ideologie beliefert hat, die seine ideologie ausführen werden. aber ist der verführte schlimmer als der verführer? für die deutsche justiz ja: der denker und hetzer macht sich nicht selbst die hände blutig. die ideologen des vermeintlich "lebensunwerten lebens" wurden nach 1945 niemals belangt, erst recht nicht diejenigen aus der spd-reichstagsfraktion. nur die deppen, die sie gutgläubig ausführten, im ghetto, im irrenhaus, im vernichtungslager, standen später vor gericht.

dass sarrazin mit seinem vortrag in berlin, den das "Haus der Kulturen der Welt" nicht mehr hören wollte, schließlich in der berliner "urania" (eine art freie volkshochschule) unterschlupf fand, passt in die langjährige tradition der urania, den organisierten nachfolgern ernst haeckels, wie sie sich zum beispiel im "Humanistischen Verband Deutschlands (HVD)" finden, und anderen natürreligiösen und nazi-sekten eine heimstatt zu bieten.

zum weiteren zusammenhang:
"Biosozialismus"-texte des bifff...

Michael Schwartz:
Sozialistische Eugenik. Eugenische Sozialtechnologien in Debatten und Politik der deutschen Sozialdemokratie 1890-1933
Bonn 1995
(als publikation des forschungsinstituts der friedrich-ebert-stiftung erschienen im spd-eigenen verlag j.h.w.dietz nachfolger. schwartz lässt die fabian society aus und verkennt daher den von anfang an grundsätzlichen rassismus auch der "sozialistischen eugenik".)

Peter Weingart, Jürgen Kroll, Kurt Bayertz:
Rasse, Blut und Gene. Geschichte der Eugenik und Rassenhygiene in Deutschland
Frankfurt am Main 1988

Doris Byer:
Rassenhygiene und Wohlfahrtsspflege. Zur Entstehung eines sozialdemokratischen Machtdispositivs in Österreich bis 1934
Frankfurt am Main und New York 1988    














































































































































































































































































sex sells,
wer sich über fortpflanzung auslässt,
wird schnell reich:



da möchte jeder mitverdienen!



bushido vorm kopp, im herzen kautsky:



idiot der familie oder ihr legitimer erbe?
für die händler der ware sarrazin egal.


 



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